Schlechte Nachrichten überall – ist die Welt wirklich so schlimm?

Kommt euch dass bekannt vor: Der Wecker klingelt, du greifst im Halbschlaf zum Handy – und zack, schon springt dir die erste Schreckensmeldung entgegen.

Noch bevor der Kaffee durchgelaufen ist, weißt du von Kriegen, Klimakatastrophen und politischen Skandalen. Und abends, wenn du eigentlich entspannen willst, scrollst du dich auf Instagram oder TikTok von einer Tragödie zur nächsten. Willkommen im Doomscrolling – dem endlosen Strudel aus negativen Nachrichten, der uns runterzieht.

Aber ist die Welt wirklich so schlecht, wie es sich in diesen Momenten anfühlt? Die kurze Antwort: Nein. Die lange Antwort beginnt in der Steinzeit. Ich nehme euch gern mal mit:

Eure Digitale Resilienz fördern

Glücklicherweise ist Resilienz nicht angeboren, sondern kann erworben, gestärkt, gelernt werden. Das betrifft die gesundheitliche Resilienz, also unsere psychische Widerstandsfähigkeit gegen Belastungen genauso wie die digitale Resilienz. Aber fangen wir wie versprochen erst einmal in der Steinzeit an.

Warum unser Gehirn schlechte Nachrichten liebt

Stell dir vor, du bist ein Steinzeitmensch. Raschelt es im Gebüsch, musst du sofort alarmiert sein sonst könnte es dein letzter Tag sein. Bedrohungen nicht wahrzunehmen, war tödlich. Genau deshalb hat unser Gehirn den sogenannten Negativity Bias entwickelt: Wir schenken Negativem mehr Aufmerksamkeit, reagieren stärker darauf und erinnern es länger.

Heute lauern keine Säbelzahntiger mehr, aber Schlagzeilen und Push-Nachrichten nutzen denselben Mechanismus. Medien setzen bevorzugt auf Katastrophenmeldungen („If it bleeds, it leads“), und Social-Media-Algorithmen verstärken den Effekt – je reißerischer die Nachricht, desto mehr Klicks und Reichweite. Für unser uraltes Gehirn ist das eine Reizüberflutung.

Nachrichtenkonsum zwischen Stress und Resignation

Das permanente Abtauchen in negative Schlagzeilen kann psychisch belasten. Forschende sprechen davon, dass exzessiver Nachrichtenkonsum Stress, Ängste und Depressionen verstärken kann. Manche Menschen reagieren mit Rückzug: Sie blenden Nachrichten komplett aus, ein Phänomen das als News Fatigue bekannt ist.

Das klingt erstmal harmlos, ist es aber nicht unbedingt. Denn wer das Weltgeschehen dauerhaft ignoriert, läuft Gefahr, in einen Zustand gelernter Hilflosigkeit zu rutschen:
Alles erscheint unveränderbar, wir fühlen uns machtlos und wenden uns irgendwann nicht nur von den Medien, sondern auch von gesellschaftlichen Themen ab. Für die Demokratie ist das brandgefährlich.

Fake News und KI: Noch mehr Misstrauen

Als wäre das nicht genug, machen Fake News die Sache noch komplizierter. Mit Künstlicher Intelligenz lassen sich mittlerweile Fotos, Videos und Texte täuschend echt fälschen.

Medienwissenschaftler warnen vor einer „neuen Dimension der Vertrauenskrise“. Digitale Resilienz also unsere Fähigkeit, mit solchen Risiken souverän umzugehen wird dadurch noch wichtiger.

Die Welt ist oft besser, als wir denken

So düster die Schlagzeilen wirken: Viele Dinge stehen besser, als wir glauben. Studien zeigen, dass Menschen dazu neigen, die Welt schlechter einzuschätzen, als sie tatsächlich ist. In Deutschland tippen viele die Arbeitslosigkeit viel zu hoch oder sehen das Land wirtschaftlich deutlich schwächer, als es ist. Die Wahrheit: Deutschland gehört seit Jahren zu den stärksten Volkswirtschaften der Welt.

Heißt: Wir haben durchaus Grund für Optimismus, nur sehen wir ihn im Nachrichtenalltag oft nicht mehr.

Digitale Resilienz: Was bedeutet das eigentlich?

Hier kommt der Schlüsselbegriff ins Spiel: digitale Resilienz. Sie beschreibt die Fähigkeit, mit den Herausforderungen der digitalen Welt klarzukommen sei es Informationsüberflutung, Cyberangriffe oder technologische Veränderungen.

  • Für dich persönlich heißt digitale Resilienz, souverän mit digitalen Technologien umzugehen, Stress zu reduzieren und deine mentale Gesundheit zu schützen.
  • Für Organisationen bedeutet sie, IT-Systeme abzusichern, flexibel auf Krisen zu reagieren und handlungsfähig zu bleiben.
  • Für die digitale Infrastruktur geht es um Stabilität, Selbstheilungsfähigkeit und die Fähigkeit, aus Störungen zu lernen.

Digitale Resilienz ist damit mehr als ein Buzzword. Sie ist Krisenvorsorge, Anpassungsfähigkeit, Sicherheit und die Grundlage dafür, in einer komplexen Welt nicht nur durchzuhalten, sondern gestärkt daraus hervorzugehen.

Tipps für mehr digitale Resilienz im Alltag

Vielleicht fragst du dich jetzt: Was kann ich konkret tun, um nicht in den Strudel negativer Nachrichten gezogen zu werden? Hier ein paar erprobte Strategien:

  • Bildschirmzeit bewusst machen: Sieh dir an, wie viel Zeit du am Handy verbringst – und überlege, wofür du diese Stunden lieber nutzen würdest.
  • Push-Nachrichten ausschalten: So bestimmst du, wann dich Informationen erreichen – und nicht dein Handy.
  • Feste News-Zeiten einführen: Zwei Slots am Tag reichen, um informiert zu bleiben, ohne permanent im Alarmmodus zu hängen.
  • Digitalen Ballast abwerfen: Unnötige Apps löschen, Social-Media-Pausen einlegen – das schafft Freiraum.
  • Graustufen nutzen: Wenn das Display farblos ist, verliert das Scrollen sofort seinen Reiz.

Noch mehr Ideen findest du beim Vocer Institut für Digitale Resilienz.

Digitale Resilienz in Unternehmen

Nicht nur wir als Einzelne profitieren von digitaler Widerstandskraft, auch Unternehmen müssen sich wappnen. Besonders kleine und mittlere Betriebe (KMU) haben zB. aus der Coronapandemie gelernt: Wer digital gut aufgestellt ist, kommt besser durch Krisen. Homeoffice, Onlinehandel, digitale Vertriebskanäle, all das hat gezeigt, dass digitale Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit Hand in Hand gehen.

Aber Achtung: Viele Maßnahmen waren kurzfristige Notlösungen. Wirklich zukunftssicher sind Unternehmen nur dann, wenn sie digitale Resilienz als Teil einer langfristigen Digitalisierungsstrategie begreifen.

Dazu gehören:

  • Sichere IT-Systeme: Schutz vor Cyberangriffen, Verschlüsselung, starke Authentifizierung.
  • Digitale Souveränität: Unabhängigkeit von großen Plattformen und Tech-Konzernen – z. B. durch europäische Initiativen wie GAIA-X oppure 8ra.com.
  • Stabile Lieferketten: Mit KI und Predictive Maintenance lassen sich Ausfälle früh erkennen und Produktionsstopps vermeiden.
  • Nachhaltigkeit: Digitale Resilienz ist auch ökologisch wichtig, weil Ressourcen effizienter genutzt werden können.

Gerade für den Mittelstand bedeutet digitale Resilienz nicht nur Krisenbewältigung, sondern auch Innovationskraft. Sie schafft die Grundlage, flexibel zu bleiben, unabhängig zu handeln und sich nicht von externen Krisen oder Plattformriesen treiben zu lassen.

Fazit: Informiert bleiben ohne unterzugehen

Die Flut schlechter Nachrichten wird nicht versiegen. Aber wir können lernen, damit umzugehen – als Individuen, als Gesellschaft und als Unternehmen. Digitale Resilienz ist dabei der Schlüssel: Sie hilft uns, den Überblick zu behalten, Krisen zu meistern und langfristig handlungsfähig zu bleiben.

Also: Lass dich nicht vom Negativity Bias deines Gehirns austricksen. Bleib informiert, aber achte auf dich. Denn nur wer stabil bleibt, kann solidarisch handeln und die Welt ein Stück besser machen.

Quellen: bwstiftung.de | wirtschaft-digital-bw.de | digitale-resilenz.org