Fake Linus baut mit dem „echten“ Linus den perfekten Linux-Rechner und es wird unerwartet gemütlich
Stellt euch vor: Zwei der bekanntesten Namen der Tech-Welt treffen aufeinander, und beide heißen Linus. Der eine hat Linux erschaffen und damit die Computerwelt revolutioniert. Der andere hat 16 Millionen YouTube-Follower und erklärt uns seit mehr als 10 Jahren, wie man PCs zusammenbaut. Was passiert, wenn die beiden ein gemeinsames Projekt starten? Ein fast einstündiges Video voller Hardware, Geschichten und überraschend viel Humor.
Ich fang allerdings mal mit der Nachbesprechung an, das Video um dass es geht kommt weiter unten erst.
„Vom echten Linus für den Fake Linus“
Gleich zu Beginn des Videos gibt’s die erste Pointe: Linus Torvalds signiert ein Buch über sich selbst mit den Worten „To fake Linus from the real one.“ Damit ist der Ton gesetzt, diese beiden verstehen sich. Und während Linus Sebastian (der YouTuber) sichtlich nervös ist, seinen Helden zu treffen, bleibt Linus Torvalds (der Linux-Schöpfer) herrlich entspannt und bodenständig.
Die Hardware-Auswahl: Überraschungen inklusive
Was würde der Vater von Linux in seinen perfekten PC einbauen? Die Antwort überrascht:
Die Specs:
- CPU: AMD Threadripper 9960X – für’s Kernel-Kompilieren braucht man Power
- Motherboard: TRX50 AERO mit ECC-Support
- RAM: 64 GB ECC-Speicher (Kingston, 4800 MT/s)
- GPU: Intel Arc B580 – und hier wird’s interessant
- Kühlung: Noctua NH-U14S – leise muss es sein
- Gehäuse: Fractal Design Torrent E-ATX
- Netzteil: 1600W Titanium
- Monitor: 6K ProArt Display
Die Intel-Arc-Überraschung
Moment mal,- Intel? Nicht AMD? Torvalds ist bekannt dafür, kein Fan von NVIDIA zu sein (er hat der Firma mal den Mittelfinger gezeigt, das Video kennt ihr vielleicht). Aber AMD wäre doch die „klassische Linux-Wahl“, wie Linus Sebastian im Video anmerkt.
Die Auflösung kam später in den Kommentaren, da es im Video selbst nicht aufgelöst wird: Torvalds braucht etwas für seine zwei 6K-Displays, aber keine laute, stromfressende Gaming-GPU. Eigentlich wollte er eine Intel Arc Pro B50 (eine Workstation-Karte mit 24GB VRAM), aber die war zum Drehtermin anscheinend nicht verfügbar. Die B580 tut’s aber erstmal auch und Torvalds war damit mehr als zufrieden.
ECC-RAM: Aus Fehlern lernt man
Ein Detail, das Torvalds besonders wichtig ist: ECC-Speicher. Bei seinem letzten Build hatte er darauf verzichtet und es bereut. Nach ein paar Jahren begannen die Kernel-Oops (Linux-Crashes), vermutlich wegen Speicherfehlern. Diesmal also: ECC. Punkt. Für einen Entwickler, der täglich am Linux-Kernel arbeitet, ist Zuverlässigkeit eben wichtiger als ein paar Frames mehr in Games.
Mehr als nur Hardware: Ein Interview fürs Herz
Das freundliche am Video: Der PC-Build ist eigentlich nur der Aufhänger. Zwischen Schraubenzieher und Kabelmanagement plaudern die beiden über alles Mögliche:
Wie viel Code schreibt Torvalds noch selbst? Praktisch keinen. Von den ursprünglich 10.000 Zeilen Code der ersten Linux-Version ist sein Anteil heute bei unter 2% von über 40 Millionen Zeilen. Seine Hauptarbeit? E-Mails lesen, hunderte am Tag, und die Entwicklung koordinieren.
Worauf ist er stolzer: Linux oder Git? Eine schwierige Frage für den Mann, der beides geschaffen hat.
Was hält er von KI? Seine Meinung ist erfrischend pragmatisch und realistisch; typisch finnisch, wie manche im Video kommentieren.
Desktop-Umgebungen? Interessieren ihn nicht die Bohne. Das erste, was er nach einer Neuinstallation macht? Das Wallpaper auf sein gewohntes Bild ändern. That’s it.
Social Media? Nein, danke. Torvalds hat null Interesse an Online-Präsenz und will lieber Zeit mit seiner Familie verbringen.
Die peinlichen Fanboy-Momente
Was das Video besonders charmant macht: Linus Sebastian ist sichtlich nervös und wird immer wieder zum totalen Fanboy. Die Momente, in denen er übermäßig nerdy wird oder sein „Oh mein Gott, ich treffe meinen Helden“-Modus durchbricht, sind Comedy Gold. Torvalds nimmt’s gelassen und man merkt, dass ihm sowas unangenehm ist, aber er bleibt höflich und humorvoll.
Was wir lernen können
Linus Torvalds ist trotz seines mythischen Status in der Open-Source-Welt erstaunlich normal. Keine großen Gesten, kein Heldentum, kein Rampenlicht. Er will einfach nur sein „Hobby“ (den Linux-Kernel) weiterentwickeln und ansonsten in Ruhe gelassen werden. Und genau diese Bodenständigkeit macht ihn sympathisch.
Seine Hardware-Philosophie ist simpel: Zuverlässigkeit vor Performance, ECC vor Gaming-RGB, leise vor laut. Es geht nicht um Benchmark-Rekorde, sondern um einen Rechner, der jahrelang stabil läuft und es ihm ermöglicht, produktiv zu sein.
P.S.: Die Arch-Linux-Referenzen im Video waren übrigens subtil platziert. Torvalds‘ Reaktion darauf? Schwer zu deuten. War’s ein Witz oder steckt mehr dahinter? Wir werden es wohl nie erfahren. Zumindest hat er aber nun noch einmal deutlich bestätigt dass seine Lieblings-Distro nach wie vor Fedora ist.
Oh, und er braucht keine umfassenden UI Modifikationen oder Gimmicks wie den Cartoon-Bildschirm Hintergrund, Linus Lieblings-BG sieht so aus:

Das Fazit
Dieses Video ist mehr als nur ein PC-Build. Es ist ein seltener Einblick in die Gedankenwelt eines der wichtigsten Tech-Köpfe unserer Zeit. Und es zeigt: Auch Legenden sind am Ende des Tages einfach Menschen, die gerne schrauben, guten Humor haben und vielleicht einfach nur ihr Wallpaper mögen.
Also, wenn ihr fast eine Stunde Zeit habt und euch für Linux, PC-Hardware oder einfach gute Gespräche interessiert schaut euch das Video an. Es lohnt sich. Und wer weiß, vielleicht inspiriert es euch ja zu eurem eigenen Build.
Oh, und wenn ihr noch ein wenig mehr Einblick haben wollt, was für ein Mensch der „echte“ Linus ist, dann kann ich euch auch noch diesen TED Talk ans Herz legen.
TL:DR
Linus [Torvalds] Tech Tipps: Vergesst in eurem Build den ECC-RAM nicht, sonst schimpft der „echte“ Linus mit euch! Denn: Speicherfehler, die zu Abstürzen führen sind keine Frage ob sie auftreten werden, sondern nur wann.