So aktualisierst du Proxmox 8 auf Proxmox 9 BETA – Eine Schritt-für-Schritt Anleitung

Du willst also schon mal einen Blick auf die neue Proxmox 9 Beta Version werfen, bevor die finale Version erscheint? I got you covered!

Nachtrag, 7.8 -> Final Release wurde schon ausgerollt, noch vor Trixie.

Ernsthaft jetzt, das kann ich gut verstehen – schließlich ist es immer spannend, neue Features und Verbesserungen kennenzulernen, bevor sie offiziell verfügbar sind. Aber Moment mal:

Bevor wir loslegen, muss ich dir unbedingt sagen: Proxmox 9 ist derzeit noch in der Beta-Phase. Das bedeutet, du solltest es auf keinen Fall auf einem Produktionssystem installieren. Diese Anleitung ist wirklich nur für dein Homelab oder eine Testumgebung gedacht, wo es nicht schlimm ist, wenn mal etwas schiefgeht.

Wenn Du dir jetzt nach diesem Disclaimer nicht mehr sicher bist, ob das Update was für dich ist, gibt es noch einen Plan B um mal rein zu schnuppern.

Du bist ja schon mit Proxmox unterwegs, also setze dir (für einen ersten Eindruck wohl völlig ausreichend) einen neuen Debian LXC Container auf, installiere dort die aktuelle 8.4.5 und update diese anstatt dein komplettes Homelab direkt.

Was du vorher wissen solltest

Bevor wir mit dem Update beginnen, solltest du sicherstellen, dass dein Proxmox 8 System läuft und du vollen Administratorzugriff hast. Außerdem brauchst du eine stabile Internetverbindung, da wir verschiedene Pakete herunterladen werden. Und ganz wichtig: Erstelle unbedingt ein vollständiges Backup deines Systems! Ich kann das gar nicht oft genug betonen – bei Beta-Software kann immer etwas unvorhergesehen schiefgehen.

Erstmal auf die neueste Proxmox 8 Version

Das Update auf Proxmox 9 funktioniert nur, wenn du bereits die neueste Version von Proxmox 8 installiert hast. Konkret brauchst du mindestens Version 8.4.5. Falls du eine ältere Version hast, musst du zunächst ein normales Update durchführen.

Öffne dazu die Proxmox Web-Oberfläche und wähle deinen Server aus. Dann gehst du zum Punkt „Updates“ und klickst auf „Refresh“. Proxmox lädt jetzt alle verfügbaren Updates und zeigt sie dir an. Wenn Updates verfügbar sind, klickst du einfach auf „Upgrade“, bestätigst mit „Yes“ und Enter, und wartest, bis alles fertig ist. Nach einem Refresh der Web-Oberfläche solltest du dann Version 8.4.5 sehen.

An der Stelle macht es dann auch durchaus Sinn den kompletten Server einmal neu zu starten. Je nachdem auf welchem Updatestand Ihr bisher wart wird euch dass auch direkt in der Konsole mitgeteilt.

Der Kompatibilitätscheck – Besser safe than sorry

Proxmox hat uns ein praktisches Tool zur Verfügung gestellt, mit dem du prüfen kannst, ob dein System bereit für das Update ist. Das solltest du auf jeden Fall machen, bevor du weitermachst.

Öffne die Shell in der Proxmox Web-Oberfläche und führe folgenden Befehl aus:

pve8to9 --full

Das Script läuft jetzt durch und macht etwa 35 verschiedene Checks. Am Ende bekommst du eine Zusammenfassung, wie viele Tests bestanden wurden und ob es Warnungen oder Fehler gibt. Nur wenn alles grün ist – also keine Warnings oder Failures angezeigt werden – solltest du mit dem Update fortfahren. Falls Probleme angezeigt werden, solltest du diese erst beheben, bevor du weitergehst.

Die Repository-Konfiguration anpassen

Jetzt wird’s etwas technischer, aber keine Sorge – ich erkläre dir genau, was passiert. Proxmox 9 basiert auf Debian 13 (Codename „Trixie“), während Proxmox 8 noch auf Debian 12 („Bookworm“) aufbaut. Deshalb müssen wir die Paketquellen umstellen.

Zuerst ändern wir die bestehenden Repository-Einträge von Bookworm auf Trixie. Das machst du mit diesen beiden Befehlen:

sed -i 's/bookworm/trixie/g' /etc/apt/sources.list
sed -i 's/bookworm/trixie/g' /etc/apt/sources.list.d/pve-enterprise.list

Diese Befehle durchsuchen deine Repository-Dateien und ersetzen alle Vorkommen von „bookworm“ durch „trixie“. Der erste Befehl bearbeitet die Haupt-Repository-Datei, der zweite die Enterprise-Datei (falls vorhanden).

Danach müssen wir noch ein neues Repository für Proxmox 9 hinzufügen. Hier verwenden wir das moderne DEB822-Format:

cat > /etc/apt/sources.list.d/proxmox.sources << EOF
Types: deb
URIs: http://download.proxmox.com/debian/pve
Suites: trixie
Components: pve-test
Signed-By: /usr/share/keyrings/proxmox-archive-keyring.gpg
EOF

Das sieht auf den ersten Blick kompliziert aus, aber im Grunde erstellen wir hier nur eine neue Datei mit den Informationen, wo Proxmox 9 zu finden ist.

Die neuen Paketlisten laden

Nachdem wir die Repositories konfiguriert haben, müssen wir die neuen Paketlisten herunterladen:

apt update

Du wirst dabei wahrscheinlich sehen, dass einige der alten Repository-Listen übersprungen werden – das ist völlig normal und in Ordnung.

Das eigentliche Update – Jetzt wird’s spannend

Jetzt kommt der wichtigste Teil: das eigentliche Distribution-Upgrade. Dafür verwendest du diesen Befehl:

apt dist-upgrade

Ein wichtiger Tipp: Du könntest auch apt dist-upgrade -y verwenden, um alle Fragen automatisch mit „Ja“ zu beantworten. Ich empfehle dir aber, das -y wegzulassen, weil du während des Updates einige wichtige Entscheidungen treffen musst.

Das Update dauert eine ganze Weile und du wirst mehrmals nach verschiedenen Dingen gefragt. Lass mich dir erklären, was auf dich zukommt:

Tastatur-Konfiguration: Als erstes fragt dich das System nach deinen Tastatur-Einstellungen. Wenn du eine deutsche Tastatur hast und diese bereits korrekt konfiguriert ist, kannst du einfach Enter drücken.

ETC Issues Datei: Dann möchte das System wissen, ob es die /etc/issue Datei ändern darf. Hier solltest du mit „Nein“ antworten (das ist auch der Standard), weil wir keine unnötigen Änderungen an Systemdateien vornehmen wollen.

Service-Neustart während des Updates: Das ist eine wichtige Frage! Das System fragt, ob es Services automatisch während des Updates neustarten darf. Hier solltest du unbedingt „Nein“ wählen. Warum?
Weil automatische Service-Neustarts während eines laufenden Updates dazu führen können, dass das Update fehlschlägt oder deine Internetverbindung unterbrochen wird.

Spezielle Services: Später fragt dich das System gezielt nach bestimmten Services wie Postfix, SSH und Cron. Bei diesen kannst du ruhig „Ja“ sagen, weil sie das Update normalerweise nicht gefährden.

LVM-Konfiguration: Schließlich fragt das System, ob es deine LVM-Konfiguration ändern darf. Hier solltest du definitiv „Nein“ sagen! Wenn du zusätzliche Festplatten oder besondere Storage-Konfigurationen hast, könnte eine Änderung an der LVM-Config dazu führen, dass du den Zugriff auf deine Daten verlierst.

Das Update ist fertig – Was jetzt?

Wenn alle Fragen beantwortet sind und das Update durchgelaufen ist, kehrst du zur normalen Kommandozeile zurück. Möglicherweise siehst du eine Warnung über eine fehlende EFI-Datei – das ist erstmal nicht schlimm, aber dazu später mehr.

Schließe das Shell-Fenster und aktualisiere deine Proxmox Web-Oberfläche mit F5. Wenn alles geklappt hat, solltest du jetzt „9.0-1 beta“ als Version sehen. Herzlichen Glückwunsch – du hast erfolgreich auf Proxmox 9 Beta geupdatet!

Ein bisschen Aufräumen

Du kannst jetzt noch ein wenig Ordnung in deine Repository-Konfiguration bringen. Gehe in der Web-Oberfläche zu „Repositories“ und schaue, ob das „PVE Enterprise“ Repository aktiviert ist. Falls ja, deaktiviere es, um mögliche Fehlermeldungen in der Zukunft zu vermeiden (außer du hast tatsächlich eine Enterprise-Lizenz).

Prüfe auch unter „Updates“, ob weitere Updates verfügbar sind. Normalerweise sollte direkt nach dem großen Update erstmal alles aktuell sein. All diese Infos findest Du übrigens auch im Proxmox Wiki.

Wichtige Dinge, die du wissen solltest

Das Thema UEFI vs. GRUB Boot: Falls du eine Warnung über GRUB Boot gesehen hast, solltest du wissen, dass Proxmox 9 langfristig GRUB Boot nicht mehr unterstützen wird. Das bedeutet, dass Systeme mit GRUB Boot perspektivisch auf UEFI umgestellt werden sollten. In einer virtualisierten Umgebung ist das meist weniger kritisch, aber bei Bare-Metal-Installationen solltest du das im Hinterkopf behalten.

Nach dem Update checken: Nimm dir ein paar Minuten Zeit, um zu prüfen, ob alles noch funktioniert. Schaue, ob deine VMs und Container normal laufen, ob die Netzwerk-Konfiguration stimmt und ob deine Storage-Konfiguration noch korrekt ist. Teste auch deine Backup-Funktionalität – besser jetzt als später lange Gesichter!

Falls etwas schiefgeht

„pve8to9 –full“ funktioniert nicht: Das passiert, wenn dein Proxmox noch nicht auf Version 8.4.5 aktualisiert ist. Führe erst das normale Update durch, dann funktioniert auch der Kompatibilitätscheck.

Das Update schlägt fehl: Prüfe deine Internetverbindung und stelle sicher, dass alle Kompatibilitätschecks bestanden wurden. Manchmal hilft es auch, nochmal apt update auszuführen und dann das Upgrade zu wiederholen.

Services funktionieren nach dem Update nicht: Ein Neustart des gesamten Systems kann hier oft Wunder wirken. Du kannst auch gezielt den Status einzelner Services mit systemctl status <servicename> prüfen.

Die kompletten Befehle auf einen Blick

Falls du schon erfahren bist und einfach nur eine schnelle Übersicht brauchst, hier sind alle Befehle in der richtigen Reihenfolge:

# Kompatibilitätsprüfung
pve8to9 --full

# Repository-Umstellung auf Trixie
sed -i 's/bookworm/trixie/g' /etc/apt/sources.list
sed -i 's/bookworm/trixie/g' /etc/apt/sources.list.d/pve-enterprise.list

# Proxmox 9 Repository hinzufügen
cat > /etc/apt/sources.list.d/proxmox.sources << EOF
Types: deb
URIs: http://download.proxmox.com/debian/pve
Suites: trixie
Components: pve-test
Signed-By: /usr/share/keyrings/proxmox-archive-keyring.gpg
EOF

# Updates laden und Installation
apt update
apt dist-upgrade

Achtung, Sonderfall während der Beta:

Ein hyperkonvergenter Ceph-Cluster, der direkt in Proxmox VE installiert ist, muss derzeit Ceph 19.2 Squid ausführen. Andernfalls müsst ihr Ceph zuerst aktualisieren, bevor auf Proxmox VE 9 unter Debian 13 Trixie aktualisiert werden kann! Die aktuelle Ceph-Version könnt Ihr im Ceph-Panel jedes Knotens in der Web-Benutzeroberfläche von Proxmox VE überprüfen.

Also für alle die CEPH im Einsatz haben, für euch gibt es noch zusätzliche Arbeit zu erledigen, denn während der Beta-Phase von Proxmox VE 9 ist für Ceph nur das Test-Repository verfügbar. Ihr solltet das Ceph-Test-Repository mit folgendem Befehl hinzufügen können:

cat > /etc/apt/sources.list.d/ceph.sources << EOF
Types: deb
URIs: http://download.proxmox.com/debian/ceph-squid
Suites: trixie
Components: test
Signed-By: /usr/share/keyrings/proxmox-archive-keyring.gpg
EOF

Stellet sicher, dass apt das Repository korrekt erkennt, indem Ihr zuerst apt update und dann apt policy ausführt. Es sollten keine Fehler auftreten und das neue Repository sollte in der Ausgabe von apt policy korrekt angezeigt werden. Entfernt nschließend die alte Datei /etc/apt/sources.list.d/ceph.list.
Führt dann apt update und anschließend apt policy erneut aus, um sicherzustellen, dass sie ordnungsgemäß entfernt wurde.

Entfernt ggf. die Zeile „backports“. Das Upgrade wurde nicht mit installierten Paketen aus dem Backports-Repository getestet. Aktualisiert dann den Paketindex der Repositorys und stellt sicher, dass keine Fehler gemeldet werden mit apt update

Fazit

Das Update von Proxmox 8 auf Proxmox 9 Beta ist durchaus machbar, erfordert aber etwas Geduld und Aufmerksamkeit. Das Schöne ist, dass sich an der Benutzeroberfläche nicht viel geändert hat – du findest dich also sofort zurecht.

Denk aber immer daran: Du arbeitest mit einer Beta-Version! Nutze sie nur zum Lernen und Experimentieren, niemals in einer produktiven Umgebung. Und vergiss nicht, regelmäßig Backups zu machen.

Viel Spaß beim Entdecken der neuen Features in Proxmox 9! Wenn du Fragen hast oder etwas nicht funktioniert, schaust Du am besten im offiziellen Forum vorbei oder wirfst einen Blick in die Dokumentation.


Diese Anleitung bezieht sich auf Proxmox 9 Beta, Stand 4.8.25. Bis zur finalen Version können sich noch Dinge ändern.