Auch wenn eigentlich eine Neuinstallation angebracht wäre möchte der eine oder andere evtl. lieber ein System Upgrade machen? I got you covered!
Wichtiger Hinweis vorab: Die Raspberry Pi Foundation empfiehlt offiziell eine Neuinstallation von Trixie über den Raspberry Pi Imager. Ein In-Place-Upgrade wie dieses kann zu Problemen führen, die du selbst beheben musst. Diese Anleitung ist der Weg für erfahrene Nutzer, die das Risiko eingehen und ihren Pi nicht neu aufsetzen wollen. Sichere daher unbedingt vorher alle wichtigen Daten!
Im Blog zum Wochenende hab ich ja in den Wews bereits den neuen Release vorgestellt, wer da nochmal nachlesen möchte und in die Details gehen will dem sei dieser Artikel ans Herz gelegt. Ansonsten ran ans Upgrade:
Eure Upgrade-Anleitung: Von Bookworm zu Trixie
Führt die folgenden Schritte in eurem Terminal aus.
Schritt 0: Backup erstellen (WICHTIG!)
Bevor ihr mit dem Upgrade beginnt, solltet ihr unbedingt ein Backup erstellen. Hier sind zwei bewährte Methoden:
Option A: Einfaches Backup wichtiger Daten (schnell)
Sichert eure wichtigsten Konfigurationen und Daten auf ein externes Medium oder einen USB-Stick:
# USB-Stick mounten (falls noch nicht gemountet)
# Normalerweise unter /media/pi/[NAME] oder /mnt
# Wichtige Verzeichnisse sichern
sudo tar -czf /media/pi/USBSTICK/backup-$(date +%Y%m%d).tar.gz \
/home/pi \
/etc \
/var/www \
/opt
Hinweis: Passt den Pfad /media/pi/USBSTICK/ an euren tatsächlichen Mount-Punkt an.
Option B: Vollständiges SD-Karten-Image (empfohlen, aber zeitaufwändig)
Für ein vollständiges System-Backup erstellt ihr am besten ein Image der gesamten SD-Karte. Dies macht ihr von einem anderen Computer aus:
Unter Linux/macOS:
- Raspberry Pi herunterfahren und SD-Karte in euren Computer einlegen
- SD-Karten-Gerät identifizieren:
# Linux
lsblk
# Sucht nach eurer SD-Karte, z.B. /dev/sdb oder /dev/mmcblk0
# macOS
diskutil list
# Sucht nach eurer SD-Karte, z.B. /dev/disk2
- Image erstellen:
# Linux (Beispiel: SD-Karte ist /dev/sdb)
sudo dd if=/dev/sdb of=~/raspberry-backup-$(date +%Y%m%d).img bs=4M status=progress
# macOS (Beispiel: SD-Karte ist /dev/disk2)
sudo dd if=/dev/rdisk2 of=~/raspberry-backup-$(date +%Y%m%d).img bs=4m
Unter Windows:
Verwendet ein Tool wie Win32 Disk Imager oder Raspberry Pi Imager (Read-Funktion):
- Win32 Disk Imager: Wählt eure SD-Karte aus und klickt auf „Read“ um ein Image zu erstellen
- Download: https://sourceforge.net/projects/win32diskimager/
Wiederherstellung: Falls etwas schiefgeht, könnt ihr das Image einfach wieder auf die SD-Karte zurückspielen (mit dd oder Win32 Disk Imager).
Schritt 1: System-Check & Vorbereitung
Zuerst solltet ihr prüfen, welche Version ihr aktuell verwendet, und sicherstellen, dass euer Bookworm-System vollständig auf dem neuesten Stand ist, bevor ihr die Quellen ändert.
- System-Informationen prüfen:
uname -a && lsb_release -a
- Paketlisten aktualisieren:
sudo apt update
- Aktuelles System vollständig aktualisieren:
sudo apt full-upgrade
Bestätigt die Installation und wartet, bis der Vorgang abgeschlossen ist.
Schritt 2: Die Quellen auf „Trixie“ umstellen
Jetzt müsst ihr das System anweisen, die Pakete nicht mehr von den „Bookworm“-Quellen, sondern von den neuen „Trixie“-Quellen zu beziehen.
- Haupt-Quellliste bearbeiten: Öffnet die Datei
/etc/apt/sources.listmit dem Texteditornano:
sudo nano /etc/apt/sources.list
Ersetzt in jeder Zeile das Wort bookworm durch trixie. Speichert und schließt die Datei mit [Strg + X], dann Y (für Ja) und [Enter].
- Raspberry Pi-spezifische Quellliste bearbeiten: Öffnet die Datei
/etc/apt/sources.list.d/raspi.list:
sudo nano /etc/apt/sources.list.d/raspi.list
Ersetzt auch hier in jeder Zeile das Wort bookworm durch trixie. Speichert und schließt die Datei ([Strg + X], Y, [Enter]).
Schritt 3: Der große Versionssprung
Nun seid ihr bereit für den eigentlichen Upgrade-Vorgang, der alle Bookworm-Pakete auf ihre Trixie-Versionen aktualisiert und neue Pakete hinzufügt.
- Neue Trixie-Paketlisten laden:
sudo apt update
- Das vollständige Upgrade durchführen: Dieser Befehl ist lang, aber wichtig. Er aktualisiert euer System, löscht obsolete Pakete (
--purge --auto-remove) und löst Konfigurationsprobleme, indem er neue Standardeinstellungen bevorzugt (--force-confnew).
Achtet darauf, den Befehl exakt zu übernehmen:
sudo apt full-upgrade -y -o Dpkg::Options::="--force-confdef" -o Dpkg::Options::="--force-confnew" --purge --auto-remove rpd-wayland-all+ rpd-x-all+
Hinweis: Der Prozess kann je nach Pi-Modell und Internetgeschwindigkeit lange dauern (15 bis 30 Minuten oder mehr). Lasst das Terminal in Ruhe arbeiten und unterbrecht den Vorgang nicht.
Schritt 4: Abschließen und Neustart
Nachdem der Upgrade-Vorgang beendet ist und ihr wieder die Eingabeaufforderung seht, müsst ihr nur noch sicherstellen, dass alle Daten auf die SD-Karte geschrieben wurden, und neu starten.
- Daten auf die Speichermedien synchronisieren:
sync
- System neustarten:
sudo reboot
Nach dem Neustart sollte euer Raspberry Pi OS in der neuen, auf Debian Trixie basierenden Version booten!
Schritt 5: Upgrade verifizieren
Nach dem Neustart solltet ihr überprüfen, ob das Upgrade erfolgreich war:
lsb_release -a
Die Ausgabe sollte nun „Debian GNU/Linux trixie/sid“ oder ähnlich anzeigen.
Das wars auch schon. Willkommen in der neuen Pi-Ära!
Plan B: PI Trixie Neuinstallation (optional auch headless)
Falls übrigens irgendwas schief geht, könnt ihr auch den offiziellen Weg gehen und eine cleane Neuinstallation machen. Heute lasse ich euch dafür mal eine Anleitung mit IT-Support Akzent da. Die Anleitung beschreibt schön die Vorbereitung wie man die komplette Installation auch headless erledigt bekommt, falls dass von Interesse für euch ist, schaut da gern mal rein:
Fazit & TL:DR
Ich hab es in den Wews schon angesprochen: Wie bei großen Debian-Versionssprüngen üblich, empfehlen die Entwickler dringend eine Neuinstallation von Raspberry Pi OS Trixie.
Ein direktes In-Place-Upgrade von Bookworm auf Trixie wird nicht offiziell unterstützt und kann zu unerwarteten Problemen führen. Nutzt bei Problemen also am besten den Raspberry Pi Imager, um euch ein frisches Trixie-Image auf eure SD-Karte zu brennen.
Achtung für spezielle Nutzer: Wenn ihr spezielle Hardware wie den KI-HAT oder den TV-HAT verwendet, solltet ihr vorerst noch bei Bookworm bleiben, da die Pakete für Trixie möglicherweise noch in Arbeit sind.
Das neue Raspberry Pi OS auf Basis von Debian Trixie ist ein großer Schritt nach vorne in Sachen Performance und Benutzerfreundlichkeit. Der frische Look und das zentrale Control Centre machen die Arbeit mit dem Pi noch intuitiver. Probiert es aus, es lohnt sich!