Habt ihr schon die News gehört? Proxmox hat den Datacenter Manager in Version 0.9 BETA veröffentlicht, und das Release hat es wirklich in sich!
Wenn ihr eure Infrastruktur mit Proxmox verwaltet, ist das hier genau das Richtige für euch. Das Team hat sich mächtig ins Zeug gelegt und eine Menge coole Neuerungen reingepackt, die euch das Admin-Leben erheblich erleichtern.
Was ist neu in Proxmox Datacenter Manager 0.9 Beta?
Das absolute Killer-Feature ist die Integration von Software-Defined Networking (SDN). Stellt euch vor, ihr könnt jetzt von einer einzigen Oberfläche aus EVPN-Zonen und VNets über all eure Cluster hinweg konfigurieren. Nie wieder müsst ihr euch in jedem einzelnen Cluster anmelden, um die Netzwerkkonfiguration anzupassen. N1! Ein neues, übersichtliches Panel gibt euch einen blitzschnellen Überblick über den Status eurer EVPN-Zonen. Das ist der Traum für jeden, der mit verteilten Rechenzentren zu tun hat!
Aber auch abseits des Netzwerks gibt es tolle Neuerungen:
- Die Suche wurde komplett überarbeitet. Sie ist jetzt super schnell und intelligent. Ihr könnt mit einer leistungsstarken Abfragesyntax, die an Elasticsearch erinnert, genau nach dem suchen, was ihr braucht – sei es eine VM, ein Container oder ein ganzer Remote-Standort. Filtert einfach nach Typ, Status oder anderen Kriterien.
- Die Metrik-Erfassung ist jetzt viel effizienter. Die Daten werden jetzt parallel von allen Remotes gesammelt, was die Performance spürbar verbessert. So bekommt ihr noch schneller einen Überblick über die Leistung eurer Systeme.
- Die Benutzeroberfläche (GUI) fühlt sich deutlich runder an. Ihr könnt jetzt den Zeitrahmen in den RRD-Graphen anpassen, bekommt neue Metriken wie die Pressure Stall Information (PSI) angezeigt und der Remote-Setup-Assistent wurde ebenfalls verbessert.
Das gesammte Changelog gibts hier. Feedback, Tipps/Tricks und Forum: da lang. Bekannte Probleme? We got you covered. Nur ISO Link? Bitteschön!
Das Upgrade von der Alpha zur Beta: So geht’s
Wenn ihr schon die Alpha-Version des Datacenter Managers am Laufen habt, fragt ihr euch jetzt wahrscheinlich: „Wie komme ich denn auf die neue Beta?“ Gute Frage! Proxmox stellt euch einen nahtlosen In-Place-Upgrade-Prozess zur Verfügung, aber Vorsicht: Das Upgrade ändert auch das Betriebssystem von Debian 12 „Bookworm“ auf Debian 13 „Trixie“, also solltet ihr das nicht komplett auf die leichte Schulter nehmen.
Ganz wichtig: Bevor ihr auch nur eine einzige Taste drückt, macht ein vollständiges und getestetes Backup!
Das kann ich nicht oft genug betonen. Ihr solltet auch über SSH oder eine physische Konsole arbeiten, da die Verbindung über die Web-UI während des Upgrades abbrechen wird. Für SSH-Verbindungen ist ein Terminal-Multiplexer wie tmux oder screen eine gute Idee, um sicherzustellen, dass der Prozess auch bei einer unterbrochenen Verbindung weiterläuft.
Gut gut, genug Geplänkel vorab, dann sehen wir uns mal die „Five Steps to Happiness“ im Detail an. Augen auf, Hände an die Tastatur und ab dafür!
Schritt 1: Die Vorbereitung
Bevor es ans Eingemachte geht, stellt bitte sicher, dass eure aktuelle Alpha-Installation auf dem neuesten Stand ist. (0.1.12+) Führt dazu die folgenden Befehle aus:
apt update
apt dist-upgrade
Anschließend prüft ihr ob eure Version jetzt 0.1.12 oder höher ist. Falls der Befehl fehlschlägt, seid ihr noch nicht auf der notwendigen Version und müsst erst dorthin upgraden, gegebenenfalls das System nach dem Update 1x neustarten.
proxmox-datacenter-manager-admin versions
Version passt? Prima, weiter im Takt. Macht ein Backup eurer Konfigurationsdateien, nur für den Fall der Fälle:
tar czf "pdm-alpha-etc-backup-$(date -I).tar.gz" -C "/etc" "proxmox-datacenter-manager"
Stellt außerdem sicher, dass auf eurem Root-Mountpoint mindestens 10 GB freier Speicherplatz zur Verfügung stehen. Das könnt ihr schnell mit dem Befehl df -h / überprüfen.
Sidenote: Bei mir läuft der PDM in einer VM, der ich schnell mehr Platz zugewiesen habe. Abschalten > DiskAction > Resize > Neu starten > fertig.
Schritt 2: Repositories anpassen
Dieser Schritt ist entscheidend. Zuerst installiert ihr den neuen Proxmox-Archive-Keyring, damit euer System den neuen Paketquellen vertraut:
apt install proxmox-archive-keyring
Danach passt ihr die Debian-Repositories an. Ein einfacher Befehl ändert alle Einträge von Bookworm zu Trixie:
sed -i 's/bookworm/trixie/g' /etc/apt/sources.list
Jetzt fügt ihr das neue Proxmox Datacenter Manager Beta-Repository hinzu. Am einfachsten geht das mit diesem Befehl, der die Datei automatisch erstellt:
cat > /etc/apt/sources.list.d/pdm-test.sources << EOF
Types: deb
URIs: http://download.proxmox.com/debian/pdm
Suites: trixie
Components: pdm-test
Signed-By: /usr/share/keyrings/proxmox-archive-keyring.gpg
EOF
Vergesst nicht, die alten Alpha-Repositories zu entfernen oder zu deaktivieren. Das könnt ihr machen, indem ihr die entsprechenden Zeilen auskommentiert (#) oder die Datei löscht. Um sicherzugehen, dass alles passt, führt unbedingt apt update und dann apt policy aus. Die Ausgabe von apt policy sollte nur Trixie-Repositories zeigen. Falls noch irgendwo Bookworm drin ist, einfach mit # auskommentieren.
Schritt 3: Preflight-Check:
Proxmox bietet ein handy pdmAtoB-Checklist-Skript: In den neuesten Alpha-Paketen ab 0.1.12 ist ein kleines Hilfsprogramm namens pdmAtoB enthalten. Ausführen, alles grün, keine Warnungen? Ab dafür.
pdmAtoB
Wichtige Hinweise und mögliche Probleme
- Der pdmAtoB-Checklist-Skript: In den neuesten Alpha-Paketen ist ein kleines Hilfsprogramm namens
pdmAtoBenthalten. Führt es vor, während und nach dem Upgrade aus. Es gibt euch Hinweise und Warnungen zu potenziellen Problemen. - Alte Hardware: Die Kompatibilität mit sehr alter Hardware ist nicht so umfassend getestet wie bei neueren Geräten.
- Netzwerknamen: Der neue Kernel kann die Namen von Netzwerkschnittstellen ändern. Es ist ratsam, entweder physischen Zugang zum Server zu haben oder eine unabhängige Remote-Verbindung (wie IPMI oder iKVM) zu nutzen.
- Systemd-Boot: Falls das
pdmAtoB-Skript es vorschlägt, solltet ihr dassystemd-bootMetapaket deinstallieren. Proxmox kümmert sich mitproxmox-boot-toolselbst um den Bootloader, und dieses Paket kann Konflikte verursachen.
Schritt 4: Das Upgrade durchführen
Wenn alle Vorbereitungen getroffen sind, könnt ihr das eigentliche Upgrade starten. Das kann je nach System etwas dauern, auf einer langsamen Festplatte bis zu 60+ Minuten, auf einer schnellen SSD ist es oft in unter 5 Minuten erledigt.
Führt dazu einfach diesen Befehl aus:
apt dist-upgrade
Während des Prozesses werdet ihr möglicherweise zu Konfigurationsdateien bzw deren Änderungen befragt. Ein paar Tipps dazu:
- Zu Beginn kommt unter anderem eine Auflistung der Neuerungen
apt-listchanges: die euch als Info angezeigt werden. Da gehts dann erst nach einmal Tastendruck auf q weiter. Hab ich übersehen weil ich derweil Kaffee holen war und mich gewundert warum alles „eingefroren“ ist. - Die Rückfragen zu automatisch neu zu startenden Diensten hab ich mit n abgelehnt, System muss nachher ja eh neu gestartet werden wegen dem Dist-Upgrade auf Trixie.
- Bei
/etc/issueist es sicher, eure aktuelle Version beizubehalten, da Proxmox diese Datei beim Booten neu generiert. Also n wählen. - Bei
/etc/ssh/sshd_configkönnt ihr in der Regel die Version des Paket-Maintainers übernehmen, solange ihr keine manuellen Änderungen vorgenommen habt. Demnach y bestätigen. - Bei
/etc/default/grubsolltet ihr besonders vorsichtig sein. Überprüft die Änderungen genau und behaltet eure Version bei, wenn ihr manuelle Kernel-Optionen hinzugefügt habt. Sicher ist sicher: n wählen.
Schritt 5: Abschluss & Aufräumen
Wenn der Befehl erfolgreich durchgelaufen ist, startet euer System neu, um den neuen Kernel zu aktivieren:
systemctl reboot
Nach dem Neustart leert ihr am besten euren Browser-Cache, damit die neue Web-Oberfläche korrekt geladen wird (z. B. mit STRG + SHIFT + R).
Überprüft den Status der Hauptdienste:
systemctl status proxmox-datacenter-api.service proxmox-datacenter-privileged-api.service
Beide sollten active (running) anzeigen.
Wenn ihr wollt, könnt ihr eure Repositories noch auf das moderne deb822-Format migrieren:
apt modernize-sources
Falls ihr (wie ich Sparbrenner) immer knapp beim Festplattenplatz seid, könnt ihr im Nachgang die VM auch wieder kleiner machen, meine frische 0.9 belegt gemütliche 4GB, mit 2-4 als Overhead solltet ihr dann auch wieder Platz für andere Experimente frei bekommen. Rückwärts geht wie oben vorwärts auch:
Abschalten > DiskAction > Resize > Neu starten > fertig.
Das war es dann auch schon. Jetzt wieder einloggen auf dem frisch aktualisierten PDM 0.9 und mit dem neuen SDN und hübschen GUI glücklich sein.
Oh, und falls das jetzt alles noch Neuland für euch ist, gibt es noch einen Bonbon zum mitnehmen. Das offizielle PDM Mini-Howto.
TL:DR
Wenn euch der ganze Upgrade-Prozess zu aufwendig erscheint, gibt es eine einfache Alternative: Ladet die neue ISO herunter und installiert den Proxmox Datacenter Manager komplett neu. Für viele ist das der schnellste und sicherste Weg, um die neue Beta zu nutzen, vor allem wenn eure Konfiguration nicht allzu komplex ist.
Ich hab jetzt beides ausprobiert und muss sagen die Upgradeschritte sind für jemand ohne Angst vor der Kommandozeile wirklich kein Hindernis, alles in allem war die ALPHA 0.1.11 auf 0.1.12 zu 0.9 BETA mit komplettem Upgrade von Bookworm auf Trixie in unter 20 Minuten abgeschlossen. (YMMV, auf älterer Hardware und/oder HDD lieber 1 Stunde+ einplanen)
Fun Fact: Einmal neu aufsetzen ging ungefähr halb so schnell, dafür musste ich danach dann den Datacenter Manager wieder neu mit dem Cluster verbinden, was ich definitiv noch nicht oft genug gemacht hab um es auswendig zu wissen. Da hab ich dann die restlichen 10 Minuten verplempert erst einmal meine Dokumentation A: wieder zu finden und B: durch zu sehen. Googlen geht aber auch, oder das Mini-HowTo von oben.
Fazit:
Ihr seht, das Proxmox-Team hat Großartiges geleistet. Die Version 0.9 ist nicht nur ein großes Upgrade in Sachen Features, sondern legt auch den Grundstein für die Zukunft der zentralisierten Rechenzentrumsverwaltung. Schaut es euch an und gebt wenn möglich auch euer Feedback an die Jungs und Mädels weiter, denn schließlich ist es noch eine Beta!