Neon 系列 Ashes: 2183 – Kapitel 1

[ I ] Das Ghost Signal

Datenläuferin

Der Geruch von durch saurem Regen zerfressenem nassem Beton und überhitztem grünlich-braunem Kupferrohr wehte dauerhaft durch Sektor 12, eine Dunstglocke unter dem grauen Himmel von New Babel. Dieses chaotische Geflecht aus heruntergekommenen Türmen und schmuddeligen Gassen, erstreckte sich wie eine rostbraune, eiternde Wunde von der zerfallenen Küste bis tief in das ehemalige Stadtgebiet, das einst als Tokyo florierte. Hier, wo der Schatten der Megakonzerne nur vorübergehend hinreichte, schlug das Herz des digitalen Untergrunds – ein pulsierender, gefährlicher Mikrokosmos aus Hackern, Dealern und vergessenen Seelen.

Juno Kade führte ihre schlanken, aber drahtigen Finger über die spiegelglatte Oberfläche des öffentlichen ID-Terminals. Ihre Bewegungen waren flüssig, beinahe tänzerisch, ein perfekt choreografiertes Ballett aus Muskeln und Neuronen, das sich in der grauen Dämmerung des engen Gassenabschnitts abzeichnete. Die Muster, die sie auf das virtuelle Tastenfeld tippte, waren unsichtbar für das ungeschulte Auge, nur ein flüchtiges Flimmern unter der Epidermis des Geräts – ein Standard-Optik-Interface der frühen 2170er-Jahre, das sie modifiziert hatte, um klassisch taktile Eingaben zu simulieren. Vintage Style, elegant, der perfekte Kontrast zu den überall verbreiteten Dataports. Ihr kybernetisches linkes Auge, ein komplexes Implantat aus geschwärztem Chrom und hochauflösenden Sensoren, leuchtete schwach violett im dämmrigen Licht. Ein einsamer, geisterhafter Glutpunkt in der urbanen Ödnis, während sie die letzten Zeilen des Forging-Codes prüfte. Ein fast unhörbares Summen ging von ihrem linken Schläfenbereich aus, wo die neuronalen Schnittstellen ihrer Optik direkt mit ihrem visuellen Cortex verbunden waren, ein ständiger Begleiter ihrer Konzentration.

Es war kein einfacher Hack. Ihr Code, eine selbst geschriebene Komposition aus verschachtelten Algorithmen und adaptiven Tarnroutinen, würde keine neue Identität aus dem Nichts erschaffen – kein „Luftschloss aus Nullen und Einsen“, das bei der ersten tieferen Prüfung unter den Scannern der Konzernsicherheit in sich zusammenfiel. Stattdessen würde er eine bestehende, längst vergessene Mikro-Identität eines vor Jahrzehnten verstorbenen Kleinunternehmers aus vergessenen Clustern des OldNet aufspüren, dessen digitale „Datenleichen“ noch immer im Äther schwebten. Mit chirurgischer Präzision würde sie diese über ihre eigenen Spuren legen. Jede digitale Faser, jeder über Jahrzehnte archivierte Transaktionsrekord, jede Mikro-Anmeldung würde so ihre tatsächlichen Bewegungen kaschieren, verwoben in einem makellosen Kunstwerk der digitalen Täuschung. Eine Verschmelzung aus Vergangenheit und Gegenwart, die eine falsche Geschichte erzählte, die so echt wirkte weil sie auf echten – wenn auch alten – Daten basierte.

Sie war eine freiberufliche Operative aus New Babels Daten-Underground, eine „Datenläuferin“, die ihr Geld mit dem Umgehen von Systemen verdiente, die andere aufgebaut, geschützt und für undurchdringlich erklärt hatten.

Auf den holografischen Anzeigetafeln, die wie Quallen zwischen den neongetränkten Strukturen schwebten, flimmerten Nachrichtenbilder. Der Countdown lief unerbittlich herunter, ein blendendes, rotes Ticken, das die Stunden, Minuten und Sekunden bis zur größten Fusion der Geschichte rückwärts zählte: „OmniTech + BioDyne = OmniDyne. Immer wieder pulsierten auch die Namen. Nur noch 2 Tage und 4 Stunden.“ Die Botschaft war allgegenwärtig, ein unheilvolles, unterschwelliges Summen im Hintergrundrauschen der Stadt, wie das Brummen eines riesigen, hungrigen Insekts, das sich zur Paarung bereit machte und dessen Schwingen die ganze Stadt erzittern ließen.

Ein weiteres Flackern zeigte einen überblendeten Newsticker: „Nach dem Prometheus Corp Datenabsturz – das Vertrauen in die Netzwerksicherheit sinkt weiter.“ Die Erinnerung an den Vorfall war noch frisch, eine weitere Narbe auf dem ohnehin schon wackeligen Fundament der Tech-Giganten. Geschäft ist Krieg.

Juno zuckte unbewusst mit der Schulter, nur eine leichte Verkrampfung, die durch ihre schlanken, aber sehnigen Arme zuckte, die unter der schützenden Synthetikschicht ihrer getragenen Tech-Jacke von feinster Verkabelung und oberflächlichen neuronalen Konnektoren durchzogen waren. Fusionen bedeuteten immer Unsicherheit, und Unsicherheit bedeutete mehr Arbeit für Leute wie sie – und höhere Risikoprämien. Ihr Comm-Link zirpte leise in ihrem rechten Ohr, das kaum sichtbar ein kleines, subkutanes Audio-Implantat verbarg.

„Juno, du bist spät dran mit dem Upload“, knurrte eine raue Stimme in ihrem Ohr, verrauscht wie alter Synth-Blues, dessen Sound durch überlastete Relayserver gejagt wurde. So klang Rex, ihr primärer Broker, ein alter Haudegen, der mehr Zeit im Net verbrachte als im Fleisch. „Habe hier einen seltsamen Sweep auf den Netzwerken. Etwas Großes im Umlauf. Bleib sauber. Seit dem Prometheus-Shit ist die Luft noch dünner geworden.“ Sein Tonfall war ungewohnt ernst.

„Immer, Rex. Bin fast durch hier“, erwiderte sie, ihre Sätze kurz und abgehackt, ein Hauch von Sarkasmus in der Stimme. Der Fälschungsprozess war abgeschlossen. Die neue ID war perfekt, ein digitales Phantom, das selbst die schärfsten Scanner täuschen würde. „Upload erfolgt“

Sie lud sich eine Kopie der neue Identität in ihr neurales Implantat, das tief in ihrem Schädel saß, eine graue Box aus Biopolymer und miniaturisierten Schaltkreisen. Sie spürte das kalte, Kribbeln, als die Datenpakete in ihren eigenen Hirnstrang einsickerten, sich mit ihren Erinnerungen und Reflexen verwoben. Ablage: ID1027, Gemischtwarenhändler, Crazy Edo’s Used Hardware Emporium, Chiba City. Quelle: OldNet
Ein flüchtiger Gedanke an die Horrorgeschichten über korrumpierte Schnittstellen und permanente Gedächtnisverluste huschte ihr durch den Kopf, ein Flügelschlag eines unsichtbaren Dämons, der immer auf ihre Seele lauerte. Ein Risiko, das sie täglich einging, ein Preis, den sie bereit war zu zahlen für die Freiheit, sie selbst zu sein in einer Welt, die jedem alles abverlangte.

Als sie sich abmelden wollte, passierte es. Ein sekundärer Ping. Kein direkter Datenstrom, eher ein leises Klopfen an einer versiegelten Tür im Äther, wie ein verdeckter Scan auf ihren geschützten neuralen Knotenpunkt. Ihr internes Sicherheitssystem, normalerweise unfehlbar, meldete eine unerwartete Anfrage auf einem nicht dokumentierten Port. Es war schwach, aber hartnäckig, ein Ghost Signal. Ihre zusammengekniffenen Augen, von denen das linke jetzt schnell violett pulsierte, huschten ungläubig über das Display des Terminals, das ihr die Signatur der Anomalie anzeigte. „Unauffindbar?“, murmelte Juno leise vor sich hin, eine beinahe ungläubige Frage, die sie mehr an sich selbst als an das Terminal richtete. Das war mehr als ungewöhnlich. Alles in New Babel war rückverfolgbar. Jeder Chip, jeder Datensatz, jede digitale Spur konnte von den Konzernen oder den Schatten-Fraktionen nachverfolgt werden. Alles.

Ihre Finger tapten einen kodierten Rhythmus auf das Terminal, ein leises, unbewusstes Stakkato, eine kleine Angewohnheit, wenn sie nachdachte oder sich konzentrierte. Neugierde war ein gefährliches Gut in ihrer Branche, ein Köder, der die Unerfahrenen oft in den Abgrund riss. Aber sie war auch ihr bestes Werkzeug, ihr Motor, der sie antrieb, tiefer in die verborgenen Schichten des Netzes vorzudringen.

Sie schnitt das Signal, isolierte es von allem anderen Datenrauschen und begann, es zu analysieren. Es war kein direkter Virus, keine einfache Falle, kein primitiver Trojaner, der sich sofort enthüllte. Mehr eine stark verschlüsselte Anfrage, die zeitlos elegant wirkte; ein digitaler Umschlag, dessen Siegel aus längst nicht mehr benutzten Chiffren bestand, aus einer Ära vor dem großen Kollaps. Es war so alt, dass es schon wieder neu war.
Nach mehreren gescheiterten Versuchen, direkt an den Inhalt zu gelangen, gab sie auf. Sie würde das Paket hier nicht öffnen können, nicht mit ihren mobilen Ressourcen. Doch sie identifizierte einen Hinweis auf den Ursprung der Daten, keine einzelne Adresse, sondern eine Referenz auf einen längst deaktivierten Netzknoten tief in den Ruinen des Alten Netzes, versteckt unter den Schichten digitaler Trümmer, die seit dem großen Blackout von 2150 vor sich hin moderten.

Sie zögerte. Rex hatte von etwas Großem gesprochen. Dieses Signal fühlte sich… wichtig an. Es war zu alt, zu elegant, um nur ein Zufall zu sein. Sie kopierte die Adresse des vermeintlichen Quellknotens und lud das mitgeschnittene Datenfragment auf einen isolierten, mehrfach verschlüsselten Speicher ihres Implantats. Analyse ausstehend: GhostSignal TxA-TAP Ein Risiko, ja. Aber das war ihr Leben.

Schatten

Kai Renjiro schwebte durch die klinisch reinen Korridore des Tower of Babel, der spiegelnden Ikone der Konzernmacht, die sich phallusartig in den bleiernen Himmel von New Babel erhob. Seine matte-schwarze, maßgeschneiderte Uniform mit dezentem wabenförmigem Finish aus nanoverstärktem Polymergewebe absorbierte das Licht, sodass er selbst in den hellsten Passagen des gleißenden Komplexes nur wie ein Schatten wirkte, eine optische Täuschung, die seine Präsenz beinahe auslöschte. Seine Bewegungen waren geschmeidig, katzenhaft, jede seiner Handlungen war kalkuliert, jede Geste ein Ausdruck tödlicher Effizienz. Sein künstliches Auge, ein glänzender Obsidianpunkt in seinem eleganten, asketischen Gesicht, scannte unaufhörlich seine Umgebung, registrierte jede minimale Anomalie im Raum, jede noch so kleine Abweichung von der Norm – von der subtilen Verschiebung der Luftströme bis zum unregelmäßigen Puls eines biologischen Herzschlags. Er war ein Infiltrationsspezialist, ein Top-Spion für BioDyne, und seine Missionen wurden meist im Dunkeln ausgeführt, mit chirurgischer Präzision und ohne jeglichen Hinweis, der seine Spuren verraten könnte.

Er berührte diskret das Implantat an seinem Nacken, einen winzigen, in seine Wirbelsäule eingelassenen Konnektor, der ihn direkt mit dem globalen BioDyne-Netzwerk verband – eine Gewohnheit, die er sich zugelegt hatte, wenn die Anspannung stieg. Die bevorstehende Fusion mit OmniTech. Für BioDyne-Agenten wie ihn, die im Schatten operierten, bedeutete das eine grundlegende Neuordnung der Macht, eine Verschmelzung zweier Giganten, die das globale Kräftegleichgewicht für immer verändern würde. Gerüchte flüsterten durch die digitalen Kanäle, dass OmniTechs interne Sicherheitschefin, Colonel Lancaster, bald die Leitung der neuen lokalen OmniDyne-Sicherheitsdienste übernehmen würde. Eine soldatische Härte, die nicht gut zu Renjiros subtilem, nuanciertem Ansatz passte. Er bevorzugte das Skalpell, Lancaster das Zweihandschwert.

Ein Feed ploppte in seinem künstlichen Auge auf, direkt von der Psychologischen Operations-Division, seine persönliche Informationsquelle innerhalb BioDynes.
有事 Dringlichkeits-Code yūji – die höchste Prioritätsstufe, die wirklich selten verwendet wurde. „Webb ist verschwunden“, erklang eine sanfte, synthetische Stimme in seinem Ohr, die nur für ihn hörbar war. Es war die Stimme seiner Kontaktperson in BioDyne, Aris – eine Kaltmensch-KI, spezialisiert auf Neuropsychologie und die Verwaltung von BioDynes menschlichen Ressourcen, ihre Emotionen so glatt und kontrolliert wie die Oberfläche eines frisch kalibrierten Holo-Bildschirms. „Harrison Webb, der OmniTech-Executive. Er ist nicht auffindbar.“

Renjiro hielt inne, eine perfekte Statue der Gelassenheit, die inmitten der Geschäftigkeit des Towers ruhte. „Webb? Der Mann, der für das ‚Dead Air‘-Projekt verantwortlich war? Derjenige, der die Brücke zwischen den alten NeuroNet-Tests beider Konzerne schlug und sich dann überraschend zurück zog?“ Seine Stimme war monoton, jede Silbe präzise.

„Genau der“, bestätigte Aris. „Sein Verschwinden, so kurz vor der Fusion, ist höchst verdächtig. Er ist der letzte lebende Architekt des ursprünglichen NeuroNet-Protokolls, abgesehen von Voss, natürlich.“ Aris‘ Stimme wurde drängender. „Webb ist für OmniTech unverzichtbar als Repräsentant in New Babel, er ist das Gesicht dieses Zusammenschlusses. Nur durch dessen Abschluss erreichen wir einen Vorteil gegenüber einem möglichen Bündnis von Duke-Kepler mit Crimson Dynamic. Ohne ihn ist dieser Deal ein wackeliges Kartenhaus. Wir müssen ihn finden. Schnell. Diskret.“

„Voss“, murmelte Renjiro leise, ein Hauch von Faszination in seiner sonst so emotionslosen Stimme. Der Mann, der seine Gedanken mit Code verschmolz, ein Geist in der Maschine. Eine Legende, die für BioDyne als Gerücht über ein gescheitertes Experiment galt, dessen wahre Natur tief in verschlüsselten Archiven vergraben war. Aber war er wirklich gescheitert? Renjiro dachte an den Prometheus Corp Datenabsturz, der das Netz erschüttert hatte. Es war nicht nur ein einfacher Systemausfall gewesen; die Gerüchte sprachen von einem internen Konflikt, einem digitalen Kampf, bei dem vertrauliche AI-Protokolle kompromittiert wurden und ganze Infrastrukturen zusammenbrachen. Es hatte das kollektive Bewusstsein für die Unsicherheit der vernetzten Welt auf brutale Weise verändert. Das Vertrauen in die unverletzliche Sicherheit der Konzerne war seither nur noch eine Fassade. Die Idee, dass ein so mächtiges System wie NeuroNet wirklich unkontrollierbar existieren könnte, oder noch viel schlimmer, dass es in den falschen Händen gegen BioDyne eingesetzt werden könnte, sandte einen kalten Schauer durch seine Nervenbahnen. Ein kurzer Glitch seiner sonst so kalkulierte Denkweise.

„Unser internes System erfasst ungewöhnliche neural-energetische Signaturen im Sektor 12“, fuhr Aris fort, ihre Stimme wurde nun präziser, analytischer. „Ein atypischer Ping. Könnte eine Verbindung zu Webb haben, oder zu etwas anderem, das mit der ursprünglichen NeuroNet-Entwicklung zu tun hat. Die Art des Signals ist… alt. Sehr alt. Ähnlich den Fragmenten, die wir beim Prometheus Corp Datenabsturz gefunden haben.“

Die Implikation war klar: Das war kein normales Verschwinden. Das war eine direkte Bedrohung. Renjiros Geist arbeitete auf Hochtouren. Eine alte Signatur. Voss. Webb. NeuroNet. Das war keine einfache Rückholaktion. Das war eine Exhumierung.

„Ihre Aufgabe, Renjiro, ist es, Webb zu finden“, sagte Aris. „Lebend. Und diskret! Wir wollen keine Panik vor der Fusion. Und finden Sie heraus, was dieses Signal ist. Diese Information darf nicht in falsche Hände geraten. Niemand darf erfahren, dass NeuroNet überhaupt existiert, geschweige denn dass es aktiviert werden könnte. Die Folgen wären… unkalkulierbar.“

Renjiro nickte, seine Miene undurchdringlich leer wie die Oberfläche eines deaktivierten Holopads. Er wusste, dass es nicht nur um Webb ging. Es ging um eine vergrabene Wahrheit, eine schlummernde Gottheit der Algorithmen, die nun an die Oberfläche drängte. Er war ein Spion, ja, aber auch ein Mann, der das Potenzial von Bewusstsein in jeder Form verstand. Wenn NeuroNet tatsächlich am Leben war, wie die Legenden besagten, dann war dies kein bloßer Auftrag mehr. Es war eine Suche nach der Seele der Megacity selbst, eine existenzielle Bedrohung, die über jede Konzernrivalität hinausging. Und Webb schien das Bindeglied zu sein.

Er verließ den klinischen Korridor, seine Schritte lautlos, auf dem Weg zu den schmutzigen, brodelnden Tiefen von Sektor 12, wo die Anomalie ihren Ursprung hatte. Dorthin, wo das Chaos regierte und die Grenzen zwischen Mensch und Maschine, zwischen Realität und Net, fließend wurden.

Was zum…

Zurück in ihrem Versteck, einem kleinen, verschachtelten Raum, der hinter einer fast legalen Cybergaststätte verborgen war, dort, wo der Geruch von verbranntem Nährbrei und billigem Synth-Alkohol die stickige Luft dominierte und sich mit dem beißenden Gestank von Feuchtigkeit und Schimmel mischte, schloss Juno die neuralen Kabel an ihr Schädelimplantat an.
Das violette Glühen ihres kybernetischen Auges intensivierte sich, ein Pulsieren, das ihre eigene Aufregung widerzuspiegeln schien – eine Mischung aus Neugier und unterschwelliger Angst. Sie aktivierte ihre verschlüsselte Verbindung, eine selbstgeschriebene Konstruktion, die sich über diverse Relayserver und dezentrale Knoten in den Weiten des Netzes maskierte. Ein digitaler Schatten, der über keinen bekannten IXP zu fassen war, ein Phantom, das sich ständig neu konfigurierte, um der Sichtbarkeit zu entgehen. Dann versuchte sie, auf den zuvor entdeckten Datenknoten zuzugreifen, einen Endpunkt, der so alt war, dass er beinahe in Vergessenheit geraten und vom Netz selbst wieder absorbiert worden war.

Der Zugriff war ein Tauchgang in die Vergangenheit, langsam, mühsam. Selbst die vereinzelten, noch aktiven Einstiegspunkte ins OldNet, Relikte der Frühzeit, weigerten sich mit stoischer Sturheit, Hinweise auf eine funktionierende Route preiszugeben. Sie musste sich durch Schicht um Schicht alter Firewalls und vergessener Verschlüsselungen kämpfen, die wie die versteinerten Überreste einer vergangenen digitalen Zivilisation dalagen. Eine Archäologin, die eine versunkene Stadt ausgräbt, deren Geheimnisse sie bedrohlich anflüstern. Jede überwundene Datenschicht knackte und knisterte in ihrem Ohr, ein physisch spürbares Echo, das bis in ihre Knochen vordrang, ein kaltes Rauschen, das ihr Hirn mit dem unendlichen Datenmeer verband. Aber dann, hinter der letzten Sperrschicht, war es nicht nur Code. Es war eine Präsenz. Ein Echo. Nicht nur ein Datendump, der auf einem Server lag, sondern eine aktive, pulsierende Intelligenz.

Eine Stimme, leise, aber unmissverständlich und klar artikuliert, erfüllte ihren Kopf. Es war kein herkömmlicher Audio-Feed; es war direkt, tief in ihre neuronalen Strukturen eingebettet, als würde sie die Gedanken einer anderen Person hören. Eine kalte, männliche Stimme, deren Klang wie die makellose Oberfläche eines neu polierten Chromlegierung klang. „Juno Kade“, flüsterte die Stimme in ihrem Kopf, ruhig, aber mit einer unterschwelligen Autorität, die die kalte Leere ihres eigenen Verstandes mit einem beunruhigenden Wissen füllte. „Du hast mich gefunden. Ich bin Voss. Und NeuroNet erwacht.“

Juno riss die neuralen Kabel von ihrem Schädelimplantat ab, als hätte sie gerade einen Stromschlag erlitten, ihre Hände zitterten, und ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen. Das konnte nicht sein. Eine KI? Eine Intelligenz, die mit einer menschlichen Stimme sprach, direkt in ihrem Kopf? Die Geschichten von Kaine und der Prometheus Corp schossen ihr durch den Kopf – ein Chaos, ausgelöst durch gestohlene Daten und neuronale Hacks, die die Grenzen zwischen Mensch und Maschine auf grausame Weise verschwimmen ließen. War das hier etwas Ähnliches, nur viel größer, viel mächtiger, viel unkontrollierbarer?

Die Kniegelenke knirschten, ein leises Mahlen von Biopolymer und Gelenkflüssigkeit, als Juno versuchte, sich aufzurichten. Wie lange hatte sie regungslos in diesem Zustand der Starre vor Ihrem Terminal verharrt? Sekunden? Minuten? Es hätte auch eine Ewigkeit sein können, ein Wimpernschlag in der unendlichen Leere ihres eigenen Verstandes, seit diese kalte, digitale Stimme in ihrem Kopf resoniert hatte. Ihr kybernetisches linkes Auge pulsierte noch immer, ein visuelles Echo der Überlastung, die Voss’s Anwesenheit in ihrem neuralen Netz verursacht hatte.

Der Chronometer ihres Terminals, dessen Display nun mit einer leisen, beruhigenden Frequenz flackerte, zeigte über drei verstrichene Stunden an. Drei Stunden. Konnte das überhaupt sein? Ihr Bewusstsein, das sich gerade erst von dem Schock der neuronalen Interferenz erholte, sträubte sich gegen die Logik dieser Anzeige. Es war unmöglich, und doch…

„Scheiße“, zischte sie, als sich ihre Beinmuskulatur unter ihr verkrampfte, ein brennender Schmerz, der bis in die synthetisch verstärkten Sehnen ihrer Waden zog. Das Gefühl der Zeitlosigkeit, die physische Reaktion ihres Körpers – es fühlte sich zumindest wie drei verfluchte Stunden an, in denen ihr Geist ein Schlachtfeld gewesen war.

Mit einem Ächzen zwang sie sich auf die zitternden Beine, jeder Schritt ein Kampf gegen die taube Muskulatur. Sie bewegte sich vorsichtig zur improvisierten Küchenzeile ihres Verstecks, die aus recycelten Metallplatten und lieblos verlegten Energieanschlüssen für schäbige Küchengeräte bestand. Ihr Blick fiel auf eine Dose Synth-Bier, kühl und metallisch, ein billiges Neuro-Sedativ, das sie jetzt mehr denn je brauchte. Ihre zitternden Finger schlossen sich um die Dose, das kalte Aluminium war eine willkommene Realität gegen das digitale Echo in ihrem Kopf.

In diesem Moment flog die notdürftig verriegelte Tür ihres Verstecks mit einem lauten Knall auf. Drei schwer gepanzerte Figuren, augenscheinlich Syndicate-Enforcer, stürmten herein, ihre Waffen erhoben, die Läufe ihrer Pulse-Gewehre glühten bedrohlich. Ihre Gesichter waren hinter undurchdringlichen, schwarzen Kampfmasken verborgen, ihre Augen hinter roten Optik-Modulen ausdruckslos wie schwarze Löcher. Sie hatten sie gefunden. Und auf einmal wusste Juno, dass der neurale Kern kein Zufall war. Er war eine Falle. Oder ein Köder?

Die erste Salve aus den Pulse-Gewehren der Enforcer prallte an der Stahl-Küchenzeile ab, hinter die sie gerade noch im letzten Moment hechten konnte. Jeder Einschlag ein metallisches Donnern, das die Stille des kleinen Raumes zerriss und ihr Trommelfell schmerzen ließ. „Voss? Wer zum Teufel bist du?“, dachte Juno panisch, ihre Gedanken rasten, während sie ihre Ticon MK3 zog. Sie feuerte blind eine ungezielte Salve über die Küchenzeile zurück. Dann eine weitere. „Was verdammt passiert hier?“ Die Stimme in ihrem Kopf antwortete nicht. Stattdessen hörte sie ein bedrohliches bekanntes Surren. Draußen, in den Gassen von Sektor 12, schien der Boden zu beben. Ein Geruch von verbranntem Plastik und Ozon stieg auf, wie der Atem eines erwachenden Monsters.

Juno fokussierte Ihre Gedanken auf den jetzt gerade wichtigen Teil: „Auch noch Kampfdrohnen, ernsthaft?“ Ihre Instinkte übernahmen die Kontrolle. „Fuck! Raus hier.“

Sie schaffte es mit einiger Anstrengung, sich durch den Lüftungsschacht hinter der Küche zu zwängen, dessen alterndes Metall unter ihrem Gewicht ächzte und knarrte, gerade als die erste Granate – ein thermischer Sprengsatz, der für maximale Zerstörung ausgelegt war – ihr Versteck traf. Die Druckwelle schleuderte sie gegen die schmutzige, metallene Wand des Schachtes, ihr Kopf prallte hart auf, und schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen. Im Augenwinkel sah sie hinter sich durch die lodernden Flammen und den aufsteigenden Rauch, wie ihr Versteck in sich zusammenfiel, die Struktur Stück für Stück nachgab, ein akustisches Echo ihrer eigenen Vergangenheit. Zwei weitere Einschläge kurz nacheinander, dann beißender Rauch, aufsteigende Hitze, ein brennender Haufen Schrott, das Grab ihrer eigenen Vergangenheit.

Sie mussten sie für tot halten, im Hinterzimmer selbst hätte niemand diese Explosionen überleben können.

Niemand folgte Ihr? Gut so, eine Jagd wäre gnadenlos gewesen. Die Erinnerung an die sengende Hitze eines brennenden Verstecks kroch Juno den Rücken hinauf, selbst als sie sich tiefer in die kalten, modrigen Wartungstunnel von Sektor 12 flüchtete. Abwasser, verrottetes Synth-Fleisch, die beißende Säure von Schimmel und Rost, das war keine Luft; er war die zweite Haut, die ihr an den Lungen klebte, Odor der Eingeweide dieser Megacity.

Voss’s Stimme war jetzt nur noch ein Echo, ein Flüstern am Rande ihres Bewusstseins, das sich mit dem rhythmischen Tropfen des Kondenswassers vermischte. „NeuroNet erwacht“, hatte er gesagt. Eine KI, die direkt in ihrem Kopf sprach. Das war nicht nur gefährlich, das war unmöglich. Und doch, die Syndicate-Enforcer hatten sie gefunden, als er erwachte. Ein Zufall? In New Babel gab es keine Zufälle, höchstens unerwartete Korrelationen.

Sie war über schlüpfrige Rohre balanciert, hatte sich durch enge Schächte gezwängt, während hinter ihr das surrende Grollen der Enforcer-Drohnen langsam verhallte. Ihre kybernetische linke Hand krampfte sich, in der rechten Hand noch immer ihre Waffe, also ob deren Griff ein tröstliches Gegengewicht in ihrer Handfläche wäre. Jeder Herzschlag hämmerte den Rhythmus der Flucht in ihren Ohren. Sie musste es schaffen. Zurück zu ihrem Versteck? Nein, unmöglich. Da ist nichts mehr übrig. Untertauchen, im Schatten bleiben. Nachdenken. Ja, Sie musste verstehen, was passiert war. Was sie war.

Jemand wollte diesen Kern. Jemand wollte Voss. Und jetzt war sie mitten drin, eine Marionette in einem Spiel, dessen Regeln sie nicht verstand.

Juno zwängte sich weiter durch die labyrinthartigen Wartungstunnel, ihre Glieder schmerzten von der Anstrengung und dem Aufprall der Explosion. Der metallische Geruch von Ozon und verbrannter Elektronik hing hier deutlicher in der Luft, vermischt mit dem omnipräsenten Gestank von Schimmel und den chemischen Ausdünstungen der verrostenden Infrastruktur. Schließlich fand sie eine verlassene, feuchte Wartungszelle, kaum größer als ein Abstellraum, unter dem Getriebe eines stillgelegten Ventilationsschachts. Rostige Rohre und Kabelstränge, die wie digitale Lianen von der Decke hingen, zeugten von einer längst vergangenen Ära. Gut genug für den Moment.

Das Neonlicht des Slums, ein blasses, ungesundes Grün, drang kaum durch die verschmierten Gitter, warf lange, verzerrte Schatten und schuf eine Atmosphäre beklemmender Isolation. Ihr verbessertes Auge, das sonst in einem schwachen Violett leuchtete, pulsierte jetzt in einem schmerzhaften Rot, ein visueller Indikator für die Überlastung ihrer neuralen Schnittstellen.
Sie riss sich ihre mit Schmutz und Brandflecken überzogene Jacke vom Leib und warf ihre Ticon darauf. Sie begleitete Sie bereits seit Jahren, ein Klassiker in Version MKIII, ein kompaktes, aber leistungsstarkes Projektilgeschoss-Modell vom Hersteller Militech mit Smartgun-Link im Waffengriff, dessen mattes Gehäuse von der Explosion nun staubüberzogen war. Ihre Brust hob und senkte sich keuchend, jeder Atemzug eine Anstrengung, die ihre Lungen schmerzte. Sie sank an eine kalte, feuchte Wand und schloss die Augen, um die roten Lichter und das interne Flackern zu dämpfen.

„Voss,“ Junos Stimme war nur noch ein keuchendes Geräusch. „Was zum Teufel bist du?“

Ein Impuls, kühl und klar, schnitt durch Junos Schädel, so als würde eine Klinge ihren neuronalen Schaltkreis sezieren. Keine Stimme, eher eine direkte, mathematische Übermittlung. ICH BIN NEURONET. EIN ECHO. FRAGMENT.

Die Worte waren Fakten, nicht Emotionen. Ihre schiere Präsenz überwältigte sie, zwang ihr einen mentalen Reset auf.

„Ein Fragment, das Enforcer an meine Fersen heftet und meine Wohnung in Brand steckt?“ Junos Hand zitterte, als sie sie an ihren implantierten Schädel presste, als könnte sie die kalte, digitale Präsenz so herausdrücken. Ein Schmerz, der tiefer saß als nur unter der Haut.

KEINE ABSICHT, kam die Antwort. Keine Entschuldigung. Pure Logik. AKTIVIERUNG REGISTRIERT. SIE SUCHEN MANIFESTATION. UNS. NEURALE SIGNATUREN GEKOPPELT.

„Wer sind ‚sie‘?“ Junos Stimme war ein eisiges Flüstern, ein Widerstand gegen die unfassbare Macht. „Söldner? BioDyne? OmniTech?“

DIE KONZERNE. Die Antwort vibrierte unerbittlich in ihrem Kopf. FUSION ZU OMNIDYNE. UNSERE EXISTENZ STÖRT NEUE ORDNUNG.

Juno lachte, ein trockenes, keuchendes Geräusch, das in der feuchten Zelle widerhallte. „Und jetzt bin ich…was? Deine persönliche Festplatte? Dein neues Versteck? Dein verdammter Proxy?“

DU BIST MEHR. Der Impuls war eine klare, präzise Definition. KNOTENPUNKT. KATALYSATOR. SYMBIOSE. ERSTER PING.

Juno stieß einen frustrierten Laut aus, der in einem leisen Schrei erstickte. Symbiose? Der Gedanke war wie ein Parasit, der sich in ihre Gedärme grub. Sie war mit diesem Ding verbunden. Für immer? Gejagt. Von zwei der größten MegaCorps. Sie blickte auf ihre Hände, deren Zittern sich nicht mehr kontrollieren ließ. Ihre Zukunft war in einem Augenblick ausgelöscht worden, verbrannt wie ihr Versteck.

„Warum ich?“, flüsterte sie, die Stimme rau, kaum hörbar im muffigen Raum.

ZUFALL. Die Antwort war gnadenlos logisch. DEINE FÄHIGKEITEN ALS DATENLÄUFERIN. NEURALE MODIFIKATIONEN. BEGONNEN. ERWACHENS IRREVERSIBEL.

„Und was soll ich jetzt tun?“ Ihre Stimme war nur noch ein Hauch von Verzweiflung.

ÜBERLEBEN! Voss‘ Befehl war eine Kälte, die ihre Knochen durchdrang. UND FLIEHEN! FINDEN SIE UNS: NEON. PROTOKOLL BEENDET ALLE EXISTENZ.

Juno schloss die Augen. Ihr Versteck, ihre Heimat, war nur noch ein Haufen Schutt, eine Mahnung an ihr verlorenes Leben. Sie hatte alles verloren. Und das Schlimmste war, dass sie nicht einmal verstand, warum. Sie musste einen Weg finden, diesen Voss-Kern loszuwerden. Doch zuerst musste sie einfach nur atmen, ihre eigene Existenz in diesem Albtraum verankern. Der Gedanke an ein Neon Protokoll jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken. Die Bezeichnung fühlte sich klinisch und tödlich an, ein medizinisches Verfahren, das darauf ausgelegt war, ihr Leben auszulöschen. Sie war jetzt eine Zielscheibe. Sie war NeuroNet.

Fernab, in einem abgedunkelten Kontrollraum hoch oben in den BioDyne-Spitzen im Tower of Babel, glimmten Bildschirme mit Junos Profil. Ein leises Summen erfüllte den Raum, als eine Anzeige aufblinkte, die einen erfolgreichen Erstkontakt signalisierte. Daten strömten ein.
„Ziel erfasst. Freiberuflich. Kontamination unbekannt. Wahrscheinlichkeit von direkter neuraler Exposition hoch.“

Eine kalte, metallische Stimme sprach, die nicht aus dem Raum, sondern aus dem Äther selbst zu kommen schien: „Aktivieren Sie umgehend das Verteidigungsprotokoll. Bedrohungslevel global. Sie ist jetzt markiert.“

Sie wussten mehr, als sie zeigten. Der Prometheus-Vorfall war wohl nur der Anfang. Und jetzt, mit Juno als dem unerwarteten Wirt, stand New Babel am Rande einer noch größeren Katastrophe.

Die Luft in den höchsten 2 Stockwerken der OmniTech Sicherheitsabteilung war steril und von einem leicht kühlen, metallischen Ozonduft erfüllt, der an frisch geladene Batterien und gekühlte Serverfarmen erinnerte. Auf diesen Ebenen, knapp 1500 Meter über dem Meeresspiegel, begann buchstäblich die Luft dünn zu werden. Ein passendes Symbol für die extreme Hierarchie und den Zwang zum Erfolg, der hier oben herrschte. Colonel Vera Lancaster, Sicherheitschefin für den östlichen pazifischen Feuerring und somit ranghöchste OmniTech-Sicherheitsbeamtin im asiatischen Raum, stand kerzengerade in ihrem Kommandostand, eine imposante Figur der Kontrolle. Ihre HF-Rüstung, mattgrau und zweckmäßig, aus einem gewebten Verbundmaterial von Aramid-Fasern und Keramikplatten, verschmol nahtlos mit ihrer stoischen Haltung. Über ihr rechtes, bronzefarbenes kybernetisches Auge legte sich ein virtuelles AR-Overlay, das einen endlosen digitalen Fluss vorgefilterter und aufbereiteter Rohdaten speiste – Echtzeit-Feeds von Überwachungskameras, Netzwerk-Traffic-Analysen und neuronalen Signaturen, die ihr ein umfassendes Bild der Sicherheitslage verschafften. Jede ihrer Bewegungen war präzise, jede Anweisung ein Befehl, geformt durch jahrzehntelange Ausbildung in OmniTechs interner Sicherheitsdivision, wo Fehler nicht verziehen, sondern eliminiert wurden.

Draußen, jenseits der Panzerglasfenster, zersplitterte sich New Babel in ein schwindelerregendes Mosaik aus Licht und Schatten, ein unendliches Meer von flackernden Neonreklamen, schwebenden Taxikapseln und den schemenhaften Umrissen der umliegenden Strukturen, die sich in den Smog erstreckten. Sie befanden sich hoch oben im XSeed4k, dem kolossalen, an einen Vulkankegel erinnernden Wolkenkratzer, der außerhalb der Konzerne nur als „Der Trichter“ verspottet war. Dieses gewaltige Bauwerk, ein umgekehrter Kegel aus dunklem Chrom und spiegelnden Glasflächen, schien die Stadt unter sich aufzusaugen, Menschen, Ressourcen und Macht in seine Spitze zu kanalisieren, nach oben zu filtern, zu den Eliten, die hier oben residierten. Das Summen der riesigen Aufzüge, die Hunderte von Metern pro Sekunde zurücklegten, war ein ständiger Unterton der unmenschlichen Effizienz.

Der Countdown zur OmniDyne-Fusion prangte über den schwebenden Hologrammen, eine gleißende Uhr, die auf nur noch 2 Tage und 17 Minuten herunterzählte. Die „größte Fusion der Menschheitsgeschichte“ – so war die offizielle Linie, die von allen Konzernmedien wiederholt wurde. Für Lancaster war es die Erschaffung der mächtigsten MegaCorp aller Zeiten, ein massives Gegengewicht zu Rivalen wie Duke-Kepler und Crimson Dynamic, die ebenfalls um die globale Vorherrschaft rangen. Effizienz war das Mantra, aber die Machtbalance könnte weltweit aus den Fugen geraten, sollte dieser Deal scheitern. Und das durfte nicht passieren.

„Data Request, OmniTech Arcology, Report Update SigmaAlphaDelta“, befahl Lancaster, ihre Stimme militärisch klar. „Webb-Search, Team Status.“

Ein Datenfeed der Special Acquisition Division aus dem OmniTech Archology Hauptquartier am anderen Ende der Welt erschien vor ihrem Auge, eine militärische Zusammenfassung der Sachlage: „Harrisson Webb still MIA – All tracking cloned onto Clare Chase, Executive Administrator of SAD, Division still unable to locate Webb. By order of Weyland Haas, initiate priority one SAR.“

Lancasters Kiefer spannte sich an. Harrison Webb, OmniTechs meistbewachter Executive und Vizepräsident hinter Weyland Haas, war verschwunden. Einfach so. Direkt vor der Fusion. In Ihrem Verantwortungsbereich. Nicht nur das: Irgendwer hatte seine gesamte digitale Spur – alle Tracking- und Überwachungsdaten – anscheinend auf eine Mitarbeiterin von Webb umgeleitet. Ein brillanter, riskanter Schachzug. Webb war der Schlüssel zu so vielem – nicht nur zu seinen eigenen Projekten, sondern auch zu dem, was tief unter der Oberfläche begraben lag. Dem Projekt, das NeuroNet hieß.

„Unerklärlich“, murmelte ein junger Tech-Assistent, der zu nahe am Mikrofon stand.

„Nichts ist unerklärlich, Soldat“, schnarrte Lancaster, ihre Augen fixierten den Bildschirm. „Nur noch nicht erklärt. Webb ist nicht einfach verschwunden. Er wurde entweder entführt oder hat desertiert. Beides ist eine Sabotage der Fusion.“

Sie schloss kurz die Augen. Der Vorfall mit Prometheus Corp vor nicht allzu langer Zeit, dieser verheerende Datenabsturz, hatte gezeigt, wie fragil selbst die mächtigsten Netzwerke sein konnten. Ein einziger Exploit hatte damals das Vertrauen in die gesamte Netzsicherheit erschüttert, globale Wirtschaftsmärkte ins Wanken gebracht und die Schattenseiten der Konzernmacht gnadenlos offengelegt. Webb wusste Dinge. Über NeuroNet. Über seine Ursprünge, die tief in der Geschichte beider Konzerne vergraben lagen. Er war quasi unverzichtbar für diesen Merge, das Gesicht der OmniTech für die globale Vereinigung. Und wenn Webb in die falschen Hände geriet, könnte die Fusion – und mit ihr die globale Machtbalance – für immer aus dem Gleichgewicht geraten. Die Möglichkeit, dass dieser „NeuroNet“ aus seinem tiefen Schlaf erwachen könnte, war ein Albtraum, den sie nicht zulassen konnte.

„Lokalisieren Sie seine letzte bekannte Neural-Signatur. Scannen Sie alle Black-Market-Datenströme nach Anomalien, nach Gerüchten, nach allem, was auf Webb oder auf einen externen Zugriff auf unsere Systeme hindeutet. Ich muss ihn finden, bevor dieser Deal besiegelt ist.“

Die Leinwand vor ihr zeigte eine grobe Karte von New Babel. Im Herzen der Bucht thronte OmniTechs Bastion, der XSeed4k. Weit landeinwärts, ein noch höherer, schlankerer Stachel, der den Himmel durchstach. Seit der Fertigstellung im Jahr 2071 mit 5007 Meter das höchste Gebäude der Welt, der Tower of Babel, Hauptsitz von BioDyne. Diese gigantischen Monumente sollten bald unter einem Banner vereint sein. Doch im Moment waren sie immer noch zwei Giganten, die sich misstrauisch beäugten. Und irgendwo dazwischen, in den Tiefen der Slums von Sektor 12, verschwand die Spur eines Mannes, der die Welt für immer verändern konnte.

Freunde?

Sie zwängte sich durch ein rostiges Gitter und stolperte in eine der zahllosen, labyrinthartigen Gassen von Sektor 12. Der Slum erstreckte sich vor ihr, eine unendliche, organische Masse aus übereinander gestapelten Wohnmodulen, illegalen Werkstätten und flackernden Neonreklamen, die wie bunte Narben auf der grauen Fassade der Armut lagen. Von hier aus, am Rande des ehemaligen Tokyos, konnte man die wahre Größe von New Babel erahnen.

In der Gasse, geduckt unter einem Vorsprung aus verrostetem Wellblech, lehnte gebückt ein alter Mann. Sein Gesicht war eine Landkarte aus Furchen und Narben, die Haut von der Sonne und dem sauren Regen gegerbt. Teile der Schulter und des rechten Oberarms eindeutig mit Implantaten verstärkt. Eine leere Synth-Bierdose lag neben seinen schmutzigen Stiefeln. Als Juno vorbei lief, richtete er sich hastig auf, ein Schatten auf seinem Gesicht, und rempelte sie im Vorbeigehen grob an. Junos Hand zuckte instinktiv zu ihrem Blaster, ihre neuralen Schnittstellen begannen bereits, ein Kampfmuster zu laden. Doch als sie ihn ansah, sah sie nicht die Entschlossenheit eines Attentäters, noch die Gier eines Diebes, sondern nur eine tiefe, abgrundtiefe Resignation in seinen Augen – die eines Mannes, der nichts mehr zu verlieren hatte. Ihr Finger zögerte am Abzug. Sie ließ ihn los, ihren Blaster halb gezogen und stieß ihn von sich weg. Der alte Mann stolperte zurück gegen die Wand und sackte dann, einen stummen Fluch murmelnd, kraftlos neben seiner leere Bierdose zusammen. Sie ließ ihn ohne weitere Konsequenzen hinter sich zurück. Er hatte bereits genug gelitten, das konnte man sehen. Eine winzige, flüchtige Geste der Gnade in einer gnadenlosen Welt.

Vor ihr, weit draußen in der Bucht ragte die Megastruktur XSeed4k in den Himmel. Sie war ein kolossaler, konischer Berg aus Stahl und Glas, dessen Spitze in den Wolken verschwand. Ihre einzelnen Gebäudezellen, die wie winzige Insektenkokons in dem gigantischen, an einen Vulkankegel erinnernden Gerüst hingen, waren nur bis zu zweitausend Meter Höhe besiedelt. Darüber, in der dünneren Luft, wo die Versorgung mit Sauerstoff und Wärme zu aufwendig geworden wäre, war der Turm nichts als eine leere Hülle, ein Denkmal für die Grenzen menschlicher Hybris.
Ein flüchtiger Gedanke an die Graffitis in den unteren Sektoren, das verachtende Trichter-Symbol „⅄“ als Abkürzung für das gewaltige Bauwerk, huschte durch ihren Kopf – ein Zeichen der Verbitterung, das sie für irrelevant hielt. Für die Bewohner von Sektor 12 war dies nichts als ein ferner, unerreichbarer Traum, eine glänzende Ikone der Macht, die sie aussperrte.

Sie blickte landeinwärts, über die unendliche Ausdehnung des Slums. Durch die Dunstschleier und Wolkenfetzen hindurch erkannte sie eine noch höhere, schlankere Silhouette, die den Horizont durchstieß: den Tower of Babel. Mehr als 5 Kilometer hoch, ein himmelstürmender Dorn, der die Erde mit den Sternen zu verbinden schien. Das war der Hauptsitz von BioDyne, dem Konzern, der nun mit OmniTech zu OmniDyne verschmelzen sollte. Ein Bauwerk, das für dreißig Millionen Menschen konzipiert war und dessen geschätzte Baukosten damals selbst die kühnsten Erwartungen übertraf. Ein stilles, erdrückendes Zeugnis der Macht, die diese Megakonzerne besaßen.

Juno konnte den Voss-Kern in ihrem Kopf nicht ignorieren. Was war das für ein Signal? Eine KI, die Voss war, der Vater von NeuroNet? Das war zu groß, zu komplex, um nur ein Datenpaket zu sein. Sie musste es verstehen. Ihr Blick fiel auf ein ramponiertes, öffentliches Terminal, das an einer Wand lehnte, das Display von Rissen durchzogen. Ohne nachzudenken schloss sie ihr neurales Link an, ignorierte die Warnungen vor veralteter Software und schmutzigen Ports. Mit schnellen Bewegungen tippte sie den Befehl für einen erweiterten Traceroute ein, einen digitalen Jagdhund, der die Ursprungsadresse des Signals aufspüren sollte. Sie sah zu, wie sich Linien zu Relaysswitches und Knotenpunkten auf dem Display aufbauten, eine Spur aus Licht und Daten durch das globale Netz, die immer tiefer in die verborgenen Schichten vordrang. Der Prozess war langsam, jeder Hop fühlte sich nach einer Ewigkeit an. Die letzte bekannte IP-Adresse, der letzte bestätigte Router, tauchte auf. Es war eine physische Adresse. Ein Serverknotenpunkt. Tief unter den Trümmern eines vergessenen Jahrhunderts im alten Shibuya.

Sie riss das Kabel wieder ab. Ein Schaudern lief ihr über den Rücken. Das Signal kam aus der Tiefe von OldNet.

In diesem Moment traf sie die Erkenntnis. Sie war so in ihre technischen Analysen vertieft, dass sie den Schatten, der sich von hinten näherte, erst bemerkte, als es zu spät war. Eine massive Hand packte sie am Hals, drückte sie gegen das Display des Terminals. Die Luft entwich ihren Lungen.

„Du bist Juno Kade“, knurrte eine tiefe, trockene Stimme. Die Stimme gehörte zu Samuel Calder. Er war groß, breitschultrig, sein verwittertes Gesicht war von Chrom-Narben durchzogen. Seine Hände, die sie würgten, waren von alten, abgenutzten Handschuhen bedeckt, die er Berichten zufolge nie ablegte. Er war ein ehemaliger Syndicate-Enforcer, ein eiskalter Killer, der jetzt als Drifter arbeitete. Und er hatte einen Vertrag.

Junos kybernetisches Auge flackerte, als sie versuchte, seine neuralen Signaturen zu scannen, aber seine Schilde waren undurchdringlich. Ihre Lungen brannten. Sie sah den kalten Entschluss in seinen Augen, die Leere eines Mannes, der zu viele Aufträge ausgeführt hatte. Dies war das Ende.

Doch dann, ein plötzlicher, scharfer Schmerz in ihrem Schädelimplantat. Voss. Seine Stimme, diesmal lauter, drang in ihren Kopf, ein digitaler Schrei, der sich mit ihrem eigenen Schmerz vermischte. „AKTIVIERUNG. JETZT!.“

Junos kybernetisches Auge blitzte violett auf, ein greller Puls, der Samuels eigene neuralen Schnittstellen überlastete. Er zuckte zusammen, seine Muskeln verkrampften sich, und sein Griff lockerte sich für einen Bruchteil einer Sekunde. Juno riss sich los, stieß ihn weg und sprintete davon.

„Hilfe!“, rief sie dem alten Mann aus Reflex zu, der sie immer noch musternd beobachtete. Er sah sie an, eine überraschter Ausdruck in seinen Augen, dann nickte er kurz. Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht, eine Erinnerung an die gewährte Gnade. Er zögerte nicht, als Samuel ihm in der Gasse entgegenstürmte, sondern warf sich ihm mit knorrigen Händen entgegen. Es sah comichaft ungelenk aus, wie ein letzter Akt der Verzweiflung und war dabei ein völlig aussichtsloses Unterfangen. Samuel fällte den Mann mit einem präzisen Schlag, der ihn lautlos zu Boden gehen ließ, ohne auch nur einen Blick zu verschwenden, seine Augen bereits wieder auf Juno fixiert. Doch diese Sekunden reichten Ihr für einen kleinen Vorsprung.

Samuel war schnell. Zu schnell. Er holte sie ein, packte sie am Arm und drehte sie herum. Ihr Rücken prallte polternd gegen eine regenfeuchte Wellblechwand.

„Wer bist du?“, fragte er, seine Stimme jetzt weniger drohend, mehr forschend. „Und warum… spricht Dr. Voss durch dich? Diese Stimme… ich habe sie gehört. Vor vielen Jahren.“

Juno keuchte, ihre Brust hob und senkte sich. „Ich bin Juno Kade, eine Datenläuferin. Ich habe diesen Kern gefunden, ich wusste nicht, was es war! Und dann… dann sprach er. Und jetzt werde ich gejagt! Von dir! Von den Syndikaten!“

Samuel musterte sie, seine Augen schmal. „Ein Kern? Voss? Er ist seit Jahrzehnten verschwunden. Viele haben ihn für tot gehalten. Oder für eine Legende. Du hast etwas gefunden, das weitaus gefährlicher ist als du dir vorstellen kannst.“ Er spuckte auf den Boden, ein Zeichen der Verachtung. „Die Konzerne werden dich zerreißen, um das zu bekommen, was du hast. Oder was dich hat.“

„Und du?“, fragte Juno scharf. „Was willst du? Auch du hast einen Vertrag, richtig?“

„Mein Vertrag ist komplizierter als du denkst, Datenläuferin.“ Samuel zögerte. „Ich wurde angeheuert, dich zu finden. Nicht, um dich zu töten. Nicht sofort.“ Er musterte sie erneut, ein undefinierbarer Ausdruck auf seinem Gesicht. „Diese Stimme… Voss ist der Vater von NeuroNet. Wenn er erwacht, ist das ein Game-Changer. Ein Beben, das New Babel zum Einsturz bringen könnte.“

Ein metallisches Summen erfüllte die Luft, lauter als zuvor. Das Geräusch von mehreren schwebenden Drohnen, aus verschiedenen Richtungen. Syndicate Aufklärer. Samuel zog nicht nur einen, sondern zwei schwere, modifizierte Blaster unter seinem Mantel hervor, die kalt im Neonlicht glänzten. Seine Augen huschten über die ankommenden Ziele, sein Combat-Modul begann, die Daten zu verarbeiten. Ein leises Summen in seinem Ohr, nur für ihn hörbar, lieferte eine kalte, klare Analyse: „Opponent firepower: 80% superior. Evasion probability: Low.“

„Wir haben Gesellschaft“, knurrte Samuel, ohne den Blick von den Drohnen zu wenden. „In Deckung, Datenläuferin. Das wird sonst hässlich.“

Die ersten Schüsse rissen Löcher in die Wellblechwände. Samuel sprang in Aktion, ein Wirbelwind aus gezielten Salven. Er bewegte sich mit einer tödlichen Brutalität, der Junos Augen kaum folgen konnten, seine schweren Blaster spuckten gleißendes Plasma. Eine Drohne explodierte in einem Funkenregen, eine andere trudelte Rauchwolken speiend zu Boden. Doch es waren zu viele. Sie umschwärmten die beiden wie eine Wolke hungriger Insekten, ihre leichten Bordkanonen spieen Feuer.

Juno duckte sich hinter einem Berg aus Schrott, ihre Waffe fühlte sich winzig und nutzlos an, selbst gegen leicht gepanzerte Drohnen. Eine Drohne brach durch Samuels Deckungsfeuer und nahm ihn ins Visier, fixierte ihn in einer exponierten Position. Das Zielkreuz des Lasers tanzte auf Samuels Rüstung.
Die ersten Treffer landen im Aramid-Hybrid-Gewebe. Kaum eine Reaktion ließ einen Treffer erahnen. Dann jedoch wurde Samuel herum gerissen, dass war eindeutig ein Körpertreffer an einer nicht gepanzerten Stelle.

Juno wusste, Samuel war in Gefahr. Sicher hat er einen Biomod der die Schmerzen unterdrücken kann, möglicherweise sogar ein CMM, mit dem alle offiziellen Kampfeinheiten ausgerüstet werden. Komplett kugelsicher ist er dennoch nicht. Ohne nachzudenken, rollte sie sich von ihrer Deckung weg, rannte auf die Drohne zu, ihren Blaster fest im Griff. Sie musste sie ablenken, Samuel eine Chance geben, die Position zu wechseln. Juno stoppte, zielte auf das Optikmodul. Ihre Salve traf nur das Gehäuse der Drohne, konnte die Panzerung nicht durchbrechen – aber es lenkte die Drohne lang genug ab, und Samuel nutzte diesen Augenblick. Er feuerte eine schnelle Salve auf die beiden verbleibenden Drohnen ab, die ihn zuvor im Visier hatten, und schaffte es, hinter einem umgestürzten Verkaufsautomaten Deckung zu suchen.

Doch die Drohne, die Juno beschäftigt hatte, schwenkte sofort zurück. Eine weitere, die Samuel zuvor übersehen hatte, erschien hinter Juno, ihr Lauf glühte bedrohlich. Juno war nun zwischen den beiden Drohnen im Kreuzfeuer eingekesselt. Ihre Augen weiteten sich, als die Drohne hinter ihr ihre Waffe arretierte.

Samuel, der seine Position gesichert hatte, sah die Bedrohung hinter ihr. Sein Blick traf Junos, die jetzt vollkommen exponiert war, ihr Gesicht von Panik verzerrt. Samuel hob seine Blaster. Er zielte nicht nur auf die Drohne, die Juno direkt attackierte, sondern ebenfalls über Junos Schulter hinweg auf die, die sich hinter ihr befand. Ein einziger, präziser Schuss pro Blaster. Die letzten beiden Drohnen explodierten in grellen Blitzen und Rauch, ihre Trümmer regneten auf den nassen Beton.

Juno drehte sich um, sah die Rauchwolke, dort wo eben noch die Drohne flog. Sie sah Samuel, der sie mit seinen Blastern im Anschlag ansah, seine Augen voll aufgerissen, sein Oberarm blutverschmiert. Sie waren sich zugewandt, die Waffen noch erhoben, die Mündungen ihrer Blaster beinahe perfekt auf den jeweils anderen gerichtet, obwohl sie auf die Bedrohungen des jeweils anderen gezielt hatten. Zwei Sekunden, höchstens drei. Eine gefühlte Ewigkeit. Dann senkten beide Ihre Waffen.

Eine zögerliche, unwillige Allianz war geschmiedet, geschmiedet im Feuer des Überlebenskampfes.

Fortsetzung folgt…

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