Mac Mini 2018 als Windows 11 Bürorechner? Die Bootcamp-Anleitung

Ihr habt einen alten Mac Mini 2018 (Modell A1993) irgendwo rumstehen, oder ihr habt die Möglichkeit, einen günstig abzustauben? Perfekt! Denn diese kleinen Silberlinge lassen sich mit ein paar Handgriffen in flotte Windows 11 Bürorechner verwandeln. Und das Beste: Der Weg dorthin ist einfacher als gedacht – wenn man weiß, worauf es ankommt.

Die Schnäppchenjagd: Wo findet ihr einen Mac Mini?

Der erste Schritt ist klar: Ihr braucht einen Mac Mini 2018. Die gute Nachricht ist, dass diese Geräte mittlerweile auf dem Gebrauchtmarkt ziemlich erschwinglich geworden sind. Ein Blick auf Kleinanzeigen, klassisches eBay oder vielleicht kennt ihr ja jemanden, der seinen „grauen“ treuen Begleiter in den Ruhestand schicken möchte? Diese Macs tauchen regelmäßig auf, oft zu wirklich fairen Preisen. (oft zwischen 100-200€)

RAM und SSD: Klein investiert, groß gewonnen

Bevor wir loslegen, ein Tipp, der sich richtig lohnt: Gönnt dem kleinen Kerl ein Hardware-Upgrade! Auf eBay oder Amazon findet ihr passende RAM-Riegel und SSDs für kleines Geld. Der Austausch geht (für Apple Verhältnisse) erstaunlich flott von der Hand, hier ein paar Schrauben lösen, da ein paar Stecker, Inhalt komplett raus sliden, die alte Hardware raus, die neue rein, Rolle rückwärts und fertig. Gerade da lassen sich gute Schnapper erzielen, da die 8GB Varianten mit kleiner SSD häufig nicht mehr sooo gefragt sind. Oder ihr macht es anders, dazu aber später.

Mit 16 oder 32GB RAM und einer größeren SSD (idealerweise mindestens 256GB, oder wenn der Geldbeutel lockerer sitzt auch gern mehr) macht ihr aus dem Mac Mini eine richtig spritzige Kiste für den Büroalltag.

macOS 15.7: Die solide Basis

Nachdem ihr den Mac Mini in den Händen haltet, ist der erste Schritt die Einrichtung von macOS. Apple hat für diese Geräte noch macOS 15.7 Sequoia als letztes offizielles Update ausgerollt, und ehrlich gesagt: Der Mac Mini läuft damit schon als eigenständiger Bürorechner butterweich. macOS ist intuitiv, sicher und für viele Office-Aufgaben perfekt geeignet.

Aber -> und das ist ein großes Aber <- nicht jeder möchte oder kann den Umstieg auf macOS wagen. Vielleicht hängt ihr an bestimmten Windows-Programmen, die es nur für PC gibt, oder ihr wollt euch einfach generell nicht in ein neues Betriebssystem einarbeiten? Kein Problem! Genau dafür gibt es Bootcamp.

Bootcamp und die Windows-Hürde: Das richtige ISO ist entscheidend

Hier wird’s ein bisschen tricky, aber keine Sorge, mit der richtigen Anleitung klappt’s. Um Windows auf eurem Mac Mini zu installieren, braucht ihr ein altes Windows 10 ISO-Image. Und damit meine ich wirklich alt.

Aktuelle Windows 10 Images, (24H2) die ihr direkt von Microsoft herunterladen könnt, funktionieren nicht. Windows 11 direkt zu installieren? Funktioniert auch nicht. Der Mac Mini 2018 ist da ziemlich wählerisch. Selbst ein Image aus 2020 wird schon abgelehnt. Eure beste Wahl: Die Windows 10 Version 1809 oder Version 1903 als ISO. Die müsst ihr euch aus dem Netz besorgen, aber mit diesen Versionen sollte Bootcamp problemlos zusammenarbeiten.

Partitionierung: Platz schaffen für Windows

Wenn ihr Bootcamp startet, werdet ihr gefragt, wie ihr die Festplatte aufteilen möchtet. Wichtig zu wissen: Bootcamp lässt euch die macOS-Partition maximal auf eine Größe schrumpfen, die nur etwa 10GB größer ist als die aktuell darauf befindlichen Daten. Das bedeutet: Wenn ihr viel Platz für Windows wollt, solltet ihr macOS möglichst schlank halten.

Bei einem 256GB System könntet ihr beispielsweise so partitionieren:

  • 64GB für macOS / 180GB für Windows -> wenn Windows euer Hauptsystem werden soll
  • 128GB für macOS / 128GB für Windows -> die demokratische Halbe-Halbe-Lösung

Plant das im Voraus, denn später ist eine Änderung der Partitionsgröße nicht mehr so einfach möglich bzw. das MacOS ist evtl. dann beleidigt.

Auch solltet ihr überlegen welches OS ihr auf der Apfel-Seite braucht, wenn ihr bissl rum experimentieren wollt mit neueren Versionen lege ich euch noch dieses Video ans Herz, zum einen wird da das SSD Upgrade schön beschrieben und zum anderen auch gleich noch der OpenCore Legacy Patcher den ihr braucht wenn ihr dem Mac Mini ein nicht offiziell unterstütztes System unterjubeln wollt:

Windows 10 Installation: Wie auf einem normalen PC

Sobald Bootcamp die Windows 10 Installation startet, fühlt sich alles vertraut an. Ihr geht ganz normal durch den Installationsassistenten, wie ihr es von einem PC kennt. Sprache auswählen, Lizenzschlüssel eingeben (oder überspringen), ein paar Einstellungen vornehmen, nichts Spektakuläres.

Protipp: Da während der Installation einiges an Treibern noch nicht hinterlegt ist, nehmt eine kabelgebundene Maus und Tastatur, damit erspart ihr euch eine Hand voll Frust.

Wartet geduldig, bis Windows 10 fertig installiert ist. Dann kommt der nächste wichtige Schritt.

Bootcamp-Treiber: Damit alles rund läuft

Nach der Windows-Installation müsst ihr unbedingt die Bootcamp-Treiber und Hilfsprogramme installieren. Diese sorgen dafür, dass eure Hardware richtig erkannt wird, WLAN, Bluetooth, Grafik, Sound, alles. Normalerweise bietet euch Bootcamp diese Installation automatisch an.

Falls das System hier zickt (ja, das kann passieren), gibt es zwei Lösungen:

  1. Brigadier von GitHub -> ein praktisches Tool, das die Treiber für euch herunterlädt
  2. Manueller Download der Treiber/SW direkt von Apple

Mit installierten Treibern läuft euer Mac Mini plötzlich wie ein ganz normaler Windows-PC.

Das Upgrade auf Windows 11: Hardwarechecks umgehen

Jetzt wird’s interessant: Microsoft will für Windows 11 eigentlich TPM 2.0, Secure Boot und eine ganze Liste anderer Hardware-Anforderungen sehen. Euer Mac Mini 2018 erfüllt diese offiziell nicht alle. Aber hey, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!

Mit Tools wie dem UpDownTool (hier beschrieben) oder Flybyoo11 (hab ich auch Artikel zu) könnt ihr diese „zwingenden“ Hardware-Voraussetzungen elegant ignorieren und trotzdem auf Windows 11 upgraden. Diese Tools patchen den Installer so, dass er nicht mehr nach TPM und Co. fragt. Das Upgrade läuft dann durch wie auf einem vollständig unterstützten System.

Finale Updates: Der letzte Schliff

Fast geschafft! Nachdem Windows 11 läuft, solltet ihr noch über den Apple Software Updater (der mit den Bootcamp-Treibern installiert wurde) nach Updates suchen. Damit holt ihr euch die aktuellsten Versionen der Bootcamp-Treiber und Hilfsprogramme auf euer System. Ein letzter Neustart und ihr seid fertig!

Was habt ihr jetzt?

Glückwunsch! Ihr habt einen Mac Mini mit hohem WAF (Wife Acceptance Factor; auch wenn der Begriff etwas angestaubt ist, wisst ihr, was gemeint ist). Die kompakte, schicke Aluminium-Kiste macht sich gut:

  • Im Büro auf dem Schreibtisch
  • Im Esszimmer als unauffälliger Arbeitsplatz
  • Im Kinderzimmer als solider PC für Hausaufgaben und Office-Arbeiten

Der Mac Mini mit Windows 11 läuft butterweich für alle Standard-Büroaufgaben: Office-Programme, Webbrowser, E-Mail, Videokonferenzen? Alles kein Problem! Die Kiste ist leise, energieeffizient und zuverlässig.

Was könnt ihr NICHT erwarten?

Seid realistisch: Von AAA-Gaming solltet ihr euch verabschieden. Cyberpunk 2077 in Ultra-Settings? Nope. Dafür wurde die Kiste nicht gebaut. Aber ehrlich: Als Bürorechner ist sie genau dafür perfekt und genau das war auch die Idee hinter diesem Projekt.

Fazit: Gebrauchte Apple-Hardware clever nutzen

Der Mac Mini 2018 ist ein perfektes Beispiel dafür, wie ihr gebrauchte Apple-Hardware mit ein bisschen Know-how in einen modernen Windows-Arbeitsplatz verwandeln könnt. Günstig in der Anschaffung, einfach zu upgraden, und mit Bootcamp und ein paar Tricks läuft darauf sogar das aktuelle Windows 11.

Falls euch übrigens die Preise für die 2018 (A1993) Version immer noch zu hoch sind und ihr euch lieber einen kleinen MiniPC für weniger nutzen wollt, weil ihr da auch keine Umwege über MacOS gehen müsst – fair enough!

Es besteht aber auch die Möglichkeit sich noch ein wenig ältere Systeme anzusehen, auch die 2014er Mac Minis beispielsweise könnten dafür in Frage kommen, (gibts häufig unter 100€) jedoch solltet ihr bedenken dass da selbst die i7 CPUs lediglich DualCore sind! Das wäre dann eher was als MultiMedia Kiste hinter dem Fernseher, neben der HiFi Anlage – oder als Basis für ein Selbstbau-NAS mit WAF.
Von Modellen 2012 und älter für so eine Bastellösung solltet ihr besser Abstand halten, (wirklich alte Hardware, macht keinen Spaß mehr) genau so wie die 2020 aufwärts, (die M1+ CPUs mag Windows nicht mehr).

Also: Augen auf beim Hardware-Kauf, ein paar Euro in RAM und SSD Upgrade investieren, (wenn ihr nicht so Schnäppchenjäger wie mein ehemaliger Praktikant seid, der für 170€ einen bereits mit 32GB ausgestatteten i5er geschossen hat) und schon habt ihr einen stylischen, leisen und sparsamen Bürorechner, der euch noch Jahre gute Dienste leisten wird. Die Hardware ist robust, pflegeleicht, wenig störanfällig, leise und schnuffig.

Viel Erfolg beim Basteln.