Kontrolle und laufende Prüfung

Nur zur Klarstellung:
Das ist kein Sprint, hier ist Dauerlauf!

Das Erreichen von 99% in der Heimnetzwerksicherheit ist keine einmalige Errungenschaft, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Die digitale Landschaft entwickelt sich ständig weiter, neue Bedrohungen entstehen, und Software-Schwachstellen werden fortlaufend entdeckt. Daher ist eine Haltung der ständigen Wachsamkeit und Anpassung unerlässlich.

Die Notwendigkeit dieser kontinuierlichen Überprüfung und Anpassung kann als die „kontinuierliche (Nach)Kalibrierung“ in der Heimnetzwerksicherheit verstanden werden. Konzepte aus der Qualitätssicherung und dem Lean Six Sigma, die von „kontinuierlicher Verbesserung“ und „regelmäßiger Bewertung“ sprechen, unterstreichen, dass Sicherheit kein statischer Zustand ist. So wie in der Messtechnik eine kontinuierliche Kalibrierung die Genauigkeit sicherstellt, muss auch die Heimnetzwerksicherheit ständig neu bewertet und angepasst werden, um mit der Evolution der Bedrohungen Schritt zu halten.

Ein „Set it and forget it“-Ansatz ist unzureichend; 99% erreichen UND es auch zu halten ist die Devise.

Software-Updates sind das Rückgrat der modernen Sicherheit. Ob Firmware, Betriebssystem, Browser oder App, überall werden immer wieder Sicherheitslücken entdeckt und regelmäßig auch mit Updates, Patches, Upgrades versorgt. – Der eine oder andere fragt sich jetzt, sind das nicht alles nur andere Namen für das gleiche? Die Antwort ist ein klares Jein. 🙂

  • Patches:
    • Beheben spezifische Fehler oder Sicherheitslücken. 
    • Sind in der Regel klein und schnell zu installieren. 
    • Werden oft kurzfristig veröffentlicht, um kritische Probleme zu beheben. 
    • Beispiel: Ein Patch, der eine Sicherheitslücke in einem Webbrowser schließt. 
  • Updates:
    • Umfassen meist Fehlerbehebungen, Leistungsverbesserungen und kleinere Funktionserweiterungen. 
    • Können regelmäßig, z.B. monatlich oder vierteljährlich, veröffentlicht werden. 
    • Können sowohl Patches als auch neue Funktionen beinhalten. 
    • Beispiel: Ein Update, das die Performance eines Spiels verbessert und einen neuen Charakter hinzufügt. 
  • Upgrades:
    • Stellen eine größere Versionsänderung dar, oft von einer Hauptversion zur nächsten (z.B. von Windows 10 auf Windows 11). 
    • Können neue Funktionen, eine überarbeitete Benutzeroberfläche und möglicherweise Leistungsverbesserungen beinhalten. 
    • Erfordern oft mehr Planung und Vorbereitung, da sie größere Änderungen mit sich bringen können. 
    • Beispiel: Ein Upgrade auf eine neue Version einer CAD-Software, das neue Modellierungsfunktionen und eine verbesserte Benutzeroberfläche bietet. 

Okay, so weit verstanden – und wie muss man jetzt vorgehen, es sind doch viel zu viele einzelne Stellen an denen geprüft werden müsste ob es was neues gibt? Ja – Naja. Wieder ein klares Jein!

  • Bedeutung automatischer Updates: Viele Geräte und Anwendungen bieten die Möglichkeit, Firmware oder Software Updates automatisch zu installieren. Diese Funktion sollte unbedingt aktiviert sein. Sie gewährleistet, dass bekannte Sicherheitslücken schnellstmöglich geschlossen werden, ohne dass der Nutzer manuell eingreifen muss.
  • Manuelle Prüfungen: Trotz aktivierter Automatisierung ist es ratsam, regelmäßig (z.B. monatlich) manuell zu überprüfen, ob Updates tatsächlich installiert wurden und ob neue Versionen verfügbar sind. Dies ist besonders wichtig, da automatische Updates nicht immer reibungslos funktionieren oder von bestimmten Konfigurationen blockiert werden könnten.
  • Überprüfung der Sicherheitseinstellungen: Neben Firmware-Updates sollten Einstellungen periodisch überprüft werden. Dies stellt sicher, dass keine ungewollten Änderungen vorgenommen wurden (z.B. durch Malware oder unbefugten Zugriff) und dass alle Sicherheitsfunktionen weiterhin optimal konfiguriert sind. Logs können dabei auch weiterhelfen. Doch dazu weiter unten mehr.

Nochmal eindringlich gesagt: „Set it and forget it“ reicht nicht aus.

Updating für Faule? Gerne!

Unter Windows ab Version 10 gibt es ein recht praktisches Tool um installierte Anwendungen, eingepflegte Dienste und Apps aktuell zu halten – „winget“

Es ist über die Standard Kommandozeile aufrufbar, die ihr zB. über Windowstaste + Text cmd und unten stehendem Befehl starten könnt.

Alternativ findet ihr cmd auch im Starmenü wenn ihr nach Kommandozeile oder Eingabeaufforderung sucht. Und wer gar nicht ins Startmenü will geht direkt zum Pfad der .exe unter %windir%\system32\cmd.exe

Was auch klappt ist WindowsTaste + R und „cmd“ schreiben.

Oder auch WindowsTaste +X – dann Terminal wählen (allerdings ist dass dann offiziell die PowerShell)

Egal welchen Weg ihr nehmt, danach braucht ihr lediglich folgenden Befehl:

winget upgrade --all

Wenn ihr das erste Mal startet fragt euch winget noch ob Ihr euch sicher seid, dass ihr diese Anwendung wirklich ausführen wollt. Dies lässt sich dann mit Y oder J bestätigen. Danach geht es auch direkt los mit der automatischen Aktualisierung der installierten Apps. Bequem ohne Benutzereingabe und ohne dass eure Programmeinstellungen überschrieben werden aktualisiert Windows für euch die „veralteten“ Anwendungen. Sollten am Schluss welche übrig bleiben, die tatsächlich von Hand aktualisiert werden müssen (was passieren kann) ist zumindest die Hauptarbeit erledigt.

Windows Kommandozeile mit cli Befehl winget upgrade --all bei der Auflistung der möglichen Upgrades für installierte Anwendungen
Der cli Befehl „winget upgrade –all“ bei der Arbeit

Wenn ihr neben dem Windows Update auch diesen Befehl regelmäßig ausführt, könnt ihr definitiv sicherer sein, dass keine alten Versionen mit möglichen Sicherheitslücken auf eurem PC zum Problem werden.
Disclaimer: Wie auch schon in den vorherigen Beiträgen, 100% Sicherheit gibt es nicht, auch diese Updates und Upgrades werden die Wahrscheinlichkeit reduzieren, dass eine Lücke ausgenutzt werden kann aber nie ganz verhindern!

In diesem Sinne sage ich: Holzauge bleib wachsam!

Protokollierung und Anomalie-Erkennung hilft

Die Augen und Ohren Ihres Netzwerks

Router und Firewalls protokollieren eine Vielzahl von Ereignissen, die wertvolle Einblicke in die Netzwerkaktivitäten geben können. Obwohl die Interpretation dieser Logs für Heimanwender oft eine Herausforderung darstellt, kann ein gelegentlicher Blick auf bestimmte Muster helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen. Zusätzlich lässt sich auch über die Windows Ereignisanzeige das eine oder andere herausfinden. Sehen wir uns das alles ein wenig genauer an.

  • Was man grundsätzlich beachten sollte (für Heimanwender):
    Typische Alarmzeichen dass etwas nicht stimmt wie folgt

    – Suchanfragen oder Popups die plötzlich erscheinen
    – Lüfter die hochdrehen obwohl nichts rechenintensives am PC läuft
    – Aufploppende „dringende“ Warnhinweise
    – Dateien auf dem Desktop die von alleine verschwinden oder erscheinen
  • Was Router-Logs verraten können: Logs enthalten Informationen über Konfigurationsänderungen, abgelehnte Zugriffe, die Nutzung von Sicherheitsmechanismen und potenzielle Anomalien.
  • Unerwartete Anmeldeversuche: Mehrfache fehlgeschlagene Login-Versuche an der Router-Oberfläche können auf Brute-Force-Angriffe hindeuten.
  • Unbekannte Geräte im WLAN/LAN: Die Liste der verbundenen Geräte (oft mit MAC-Adressen und IP-Adressen) sollte regelmäßig überprüft werden, um unbekannte oder verdächtige Geräte zu identifizieren.
  • Unerklärliche Portfreigaben: Wenn UPnP aktiviert ist oder war, könnten Geräte ohne Wissen des Nutzers Ports geöffnet haben. Eine Überprüfung der Portfreigaben ist ratsam.
  • Hoher oder ungewöhnlicher Datenverkehr: Plötzliche Spitzen im Netzwerkverkehr außerhalb der üblichen Nutzungszeiten können auf DoS-Angriffe (Denial of Service) oder Malware-Aktivitäten hindeuten.
  • Systemfehler oder Warnungen: Meldungen über Hardwareprobleme, DNS-Fehler oder Verbindungsprobleme können auf zugrunde liegende Schwachstellen hinweisen.

Herausforderungen für Heimanwender:

Router und auch Firewall-Logs sind oft technisch und schwer zu interpretieren. Zudem werden sie auf vielen Consumer-Geräten schnell überschrieben, was eine Langzeitanalyse erschwert. Professionelle Tools zur Anomalie-Erkennung, die in Unternehmen und deren Netzwerken eingesetzt werden, sind für Heimanwender meist nicht praktikabel.

level92 Empfehlung: Trotz der Herausforderungen wird empfohlen, die Logs regelmäßig manuell auf Auffälligkeiten zu überprüfen, insbesondere nach unerklärlichen Netzwerkproblemen oder bei Verdacht auf unbefugten Zugriff. Viele Router bieten mindestens eine einfache Übersicht über verbundene Geräte und grundlegende Ereignisse.

Besser wäre aber eine Automatisierung, oder?

Auch im Heimnetz kann man Systeme nutzen die einem derartige Arbeit abnehmen.

Bereits vor ein paar Jahren ist auf heise.de ein schöner Artikel erschienen, der im Homelab mit OpenSource Software Auswertungs und Warnsysteme Installation und Einrichtung beschreibt. Gemeint sind damit SIEM Systeme, ausgesprochen: Security Information and Event Management

ELK
Die Softwarebausteine für ELK die in diesem Artikel genutzt wurden, Elasticsearch, Logstash und Kibana sind heute noch eine schöne Basis und auch ein tolles Projekt dass oft und gern benutzt wird.

Wazuh
Ein alternatives System, dass sich auch einmal fix ausprobieren lässt wäre Wazuh – Es ist ein Host-basiertes Intrusion Detection System (HIDS), das sich gut für die Überwachung von Endpunkten eignet, während der ElasticStack eine umfassendere Plattform für Log-Management und Analyse ist.

Greylog
Auch denkbar wäre Graylog als zentrale Management Basis für die Heimnetz-Logs. Benötigt man eine benutzerfreundliche und schnell einsatzbereite SIEM-Lösung mit Fokus auf Log-Management und schnelle Untersuchungen, ist Graylog die bessere Option. 

Es ist ratsam, die spezifischen Anforderungen zu analysieren und gegebenenfalls die beiden anderen Lösungen im Detail zu prüfen, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Am schnellsten geht Wazuh, bestmöglich konfigurierbar bleibt ELK. Greylog steht dazwischen. Andere gibts auch noch 🙂

Kontinuierliche Verbesserung:
Die „Level 92“-Herausforderung meistern

Die Sicherheit des Heimnetzwerks ist ein fortlaufender Prozess, der ständige Aufmerksamkeit erfordert. Das Erreichen von absoluter Sichherheit ist nicht einmal das Ziel, sondern den Sicherheitsgedanken dauerhaft zu hinterfragen.
Seht es nicht als einmalige Aufgabe, sondern eine kontinuierliche Anstrengung. Neue Geräte werden immer wieder hinzugefügt, neue Dienste genutzt und neue Bedrohungen tauchen auf, die ständige Anpassung erfordern.

Die „Level 92“-Mentalität bedeutet, die Bereitschaft zu haben, die „letzten 10%“ der Sicherheit immer wieder zu überprüfen und zu optimieren, auch wenn der Aufwand hoch erscheint. Dieser kontinuierliche Aufwand unterscheidet ein „gut geschütztes“ von einem wirklich „resilienten“ Heimnetzwerk.
Jede Investition in die Sicherheit heute zahlt sich in der Zukunft aus, wenn neue Technologien wie mehr IoT-Geräte oder komplexere Smart-Home-Systeme ins Netzwerk integriert werden. Die proaktive Pflege des Netzes ist eine Investition in die eigene digitale Zukunft und den Seelenfrieden.

TL:DR – Es gibt immer was zu tun!

Der Router ist das unbestrittene Fundament des Heimnetzwerks, Ihres digitalen Lebensraums. Seine sorgfältige Konfiguration und kontinuierliche Pflege sind nicht nur eine technische Notwendigkeit, sondern eine Investition in Ihre digitale Souveränität und Sicherheit. Ähnlich verhält es sich mit anderen Geräten, Diensten und Anwendungen. Die „Level 92“-Philosophie lehrt uns, dass die Reise zur optimalen Sicherheit über die grundlegenden Einstellungen hinausgeht. Die anfänglichen Konfigurationen sind zwar das Fundament, aber die wahren, tiefgreifenden Verbesserungen liegen in den Details, die oft aus Bequemlichkeit oder Unwissenheit vernachlässigt werden.
Diese „letzten 10 %“ des Aufwands haben die größte Wirkung auf den Schutz Ihres Netzwerks.

Proaktive Maßnahmen wie die konsequente Anwendung von 2FA/MFA, die strategische Netzwerksegmentierung und das Vorhandensein robuster Notfallpläne sind entscheidend, um Ihr Heimnetzwerk zu einer digitalen Festung zu machen. Sicherheit ist kein einmaliger Sprint, sondern ein Marathon, der kontinuierliche Überprüfung, Anpassung und eine proaktive Denkweise erfordert. Nehmen Sie die Herausforderung an, Ihr Heimnetzwerk zu einem Meisterwerk der Sicherheit und Resilienz zu gestalten. Es ist eine fortlaufende Aufgabe, die sich jedoch in einem ungestörten und geschützten digitalen Alltag auszahlt.