Heimnetz NAS Baustelle: Level 5

Die Königsdisziplin – Mini-PC mit NvME und
Sata SSD, +externe HDD auf BareMetal ProxmoxVE

Level 4 mit Synology oder QNAP hat euch gefallen, aber ihr möchtet noch mehr Flexibilität, kein Vendor-Lock-in und vor allem ein System, das sich beliebig mit euren Bedürfnissen weiterentwickeln lässt? Am besten auch noch bis zum letzten Bit frei konfigurierbar und keinerlei Einschränkungen was auf dem System installiert wird? Machen wir!

Willkommen bei Level 4: Ein eigener Hypervisor-Server auf BareMetal. Dieses System basiert auf einem stromsparenden, gebrauchten Office-Mini-PC und dem kostenlosen Proxmox Virtual Environment (ProxmoxVE).

Was ist die Idee dahinter?
Anstatt auf ein proprietäres NAS-System zu setzen, nutzt ihr einen Mini-PC
(z. B. Lenovo Tiny, HP EliteDesk Mini, Dell OptiPlex Micro), den es gebraucht oft schon für 80–200 € gibt. Euren ausgemusterten PC aus Level3 wenn das Budget knapp ist geht natürlich auch. Oder ihr schaut auch dafür im Proxmox Forum vorbei, was die anderen so nutzen. Kombiniert mit einer schnellen NVMe-SSD fürs System und einer oder mehreren SATA-SSDs + extra HDDs für eure Daten habt ihr eine vollwertige flotte Serverplattform die als neuerer MiniPC viel weniger Strom verbraucht als der alte PC aus Level3, wenn auch mehr als der Raspi von Level2. Auf diese installiert ihr ProxmoxVE als Hypervisor-Betriebssystem direkt auf die Hardware („BareMetal“).

Das eröffnet euch alle Freiheiten: Ihr könnt fast beliebig viele virtuelle Maschinen (VMs) oder LXC-Container starten. Das Zauberwort dafür lautet Over Commitment. Einfach gesagt wird nicht jeder Dienst immer alle zugeteilten Ressourcen voll ausschöpfen. Auch möglich wird damit eine Container-Orchestrierung mit Docker/Portainer oder Kubernetes aufzusetzen oder sogar Dienste wie Nextcloud, Home Assistant, Jellyfin, WordPress und viele mehr auf einzelnen VMs oder Containern trennen. Stichwort Segmentierung zur Reduzierung der Angriffsfläche: Auch eine vollständige Trennung von einzelnen Diensten in jeweils separaten Containern wäre möglich, oder aber auch ein virtuelles Cluster von Kubernetes Pods.

Und so gehts:

Lade dir die aktuelle ProxmoxVE-ISO von der offiziellen Website herunter:
Proxmox Downloads Brenne die ISO auf einen USB-Stick (z. B. mit Rufus unter Windows, dem BalenaEtcher oder dd unter Linux). Schließe dann den USB-Stick am Mini-PC an.

BIOS-Einstellungen

Starte den Mini-PC und gehe ins BIOS (meist [F1], [F2] oder [DEL] beim Booten). Dort aktivierst Du dann „UEFI Boot“ (Proxmox kann auch Legacy, aber UEFI ist zukunftssicherer). Stelle die Bootreihenfolge so ein, dass der USB-Stick an erster Stelle steht. Falls Secure Boot aktiv ist: deaktivieren (Proxmox selbst unterstützt kein Secure Boot, die darin gestarteten VM und LXC Container allerdings schon).
Dann bitte noch die Boot Sicherheitsoption „halt on“ auf „no errors“ stellen, üblicherweise steht die voreingestellt auf „no, but Keyboard“ damit später das System ohne Monitor oder Peripheriegeräte betrieben werden kann. Das nennt sich Headless. Manchmal findet man die Option auch unter „POST“ Gewünscht wäre da „Post Errors: Disabled“ Abschließend speichere die Einstellungen und starte neu.

Proxmox-Installation

Der PC bootet nun vom USB-Stick und startet den Proxmox-Installer.
Wähle „Install Proxmox VE“ und bestätige die Lizenzbedingungen (Open-Source, nur kommerzieller Support kostet). Wähle das Ziellaufwerk (deine NVMe-SSD), auf dem Proxmox installiert werden soll. Lege ein starkes Root-Passwort und deine E-Mail-Adresse für Systemmeldungen fest. Gib Hostname und IP-Adresse (statisch oder DHCP) an. Starte die Installation und warte bis zum Abschluss (ca. 5–10 Minuten).

Erstzugriff

Nach dem Reboot zeigt der Server am Bildschirm eine Meldung über die Fertigstellung der Installation mit Adresse wie:

ProxmoxVE Installation abgeschlossen.
Sie erreichen die Weboberfläche unter folgender Adresse:

https://192.168.1.100:8006

Diese Adresse kann man jetzt im Browser eingeben, um das Proxmox Webinterface zu erreichen (Achtung: selbstsigniertes Zertifikat, Browser gibt Warnung). Melde dich mit dem Nutzer root und dem Passwort aus der Installation an.

Herzlichen Glückwunsch, die Installation ist somit fertig gestellt. Der neue Hypervisor braucht jetzt prinzipiell weder Monitor noch Tastatur oder Maus, alles andere wird ab jetzt über die Adresse oben remote gesteuert.

Erste Einrichtung

Aktiviere Updates:
Im Webinterface unter Datacenter → node → Updates
oder per Konsole:

apt update && apt full-upgrade

Füge nun lokale Festplatten hinzu:

Unter Datacenter → Storage kannst du deine SATA-SSD oder andere Laufwerke als Speicher für VMs, Container oder Backups einbinden.

Externe Festplatten wie Seagate Desktop Drive oder WD Elements werden einfach nach Bedarf per USB mit eingehängt. Schnäppchen jagen kann man auf diversen Seiten, Erweitern ist jederzeit auch später möglich.

Damit ist die grundsätzliche Konfiguration abgeschlossen.

Verwaltung des neuen Proxmox-Servers

Wenn du dich über die Web-Oberfläche bei deinem Proxmox-Server anmeldest, siehst du auf der linken Seite eine Baumstruktur mit deinem Servernamen. Klickst du dort auf den Servernamen, ändert sich das Menü in der Mitte: Es erscheinen verschiedene Optionen, mit denen du den Server konfigurieren und warten kannst. Du kannst auch auf den Servernamen doppelt klicken so dass sich links die Baumstruktur als Dropdown öffnet.

Summary:
In der Web-Konsole kannst du dir ähnlich wie ein Grafana Dashboard Systeminfos deines Servers live anzeigen lassen. Fokus liegt hier auf CPU, RAM und Storage.

Updates und Upgrades:
Unter dem Menüpunkt „Update“ kannst du nach neuen Updates für deinen Server suchen. Findet Proxmox verfügbare Aktualisierungen, kannst du sie mit „Upgrade“ direkt installieren, um dein System aktuell und sicher zu halten.
Die Enterprise-Repositories kann man dort bequem deaktivieren, wenn man mit der gratis Community Edition arbeitet wird man aber bei jedem Login darauf hingewiesen, dass man keinen Zugriff auf die Enterprise Update Optionen hat.

Zertifikate:
Damit du beim Zugriff auf die Proxmox-Weboberfläche keine Browserwarnungen wegen eines unsicheren Zertifikats bekommst, kannst du über „Zertifikate“ eigene SSL-Zertifikate hochladen und installieren. So kannst du ein vertrauenswürdiges Zertifikat von einer offiziellen Zertifizierungsstelle für dein LAN verwenden um die Fehlermeldung zu beseitigen. Geht mit Let’s Encrypt beispielsweise.
Im gleichen Proxmox Forumsbeitrag wird weiter oben auch besprochen was alternativ benötigt wird, wenn auch ein Browser dieses Zertifikat „offiziell“ akzeptieren soll.

Syslog:
In der Web-Konsole kannst du dir das Syslog-Protokoll deines Servers anzeigen lassen. Das Syslog enthält Protokolleinträge zum Systemverlauf und zu Ereignissen, was dir bei der Diagnose von Fehlern oder bei der Überwachung des Systems hilft.

VMs und Container in Proxmox

Proxmox unterstützt sowohl virtuelle Maschinen (VMs) als auch Linux-Container (LXC). Ein großer Vorteil: Du musst keine zusätzliche Software installieren, um Container zu verwenden – diese Funktion ist direkt integriert.

ISO-Dateien hochladen:
Um eine VM zu erstellen, benötigst du in der Regel ein Installationsmedium, also meist eine ISO-Datei des gewünschten Betriebssystems (z. B. Windows oder Linux). Diese ISO-Datei lädst du auf den Server hoch:

Dazu klickst du links auf den Servernamen, dann auf „local“ (den lokalen Speicherbereich deines Servers), und nutzt in der Mitte des Bildschirms die Schaltfläche „ISO-Images → Hochladen“, um deine ISO-Datei vom eigenen PC auf den Server zu übertragen. Von dieser Quelle wird dann das Betriebssystem in der VM installiert.

Für einen LXC Container kannst Du dann entweder ein Image für die Betriebssystem Installation einbinden oder ein Template für einen bereits fertig vorkonfigurierten Dienst. Templates hoch laden kann man in der Baumstruktur unter dem Namen des Servers per klick auf „local“ Neben CT Templates lassen sich dort auch ISO Images hochladen und Backups der Container verwalten. Die Virtualisierung innerhalb ProxmoxVE läuft über KVM. (Kernel-based Virtual Machines)

Erstellen einer virtuellen Maschine

Hast du die ISO-Datei erfolgreich hochgeladen, kannst du eine neue VM erstellen: Klicke auf „Erstelle VM“, um den Assistenten zu starten. Jede VM bekommt von Proxmox automatisch eine eindeutige ID, die auf deinem Server nicht doppelt vergeben wird.

Im Assistenten wählst du Schritt für Schritt: das ISO-Image für die Installation des Betriebssystems, das Betriebssystem und dessen Version (z. B. Windows 11, Windows Server 2022 oder verschiedene Linux-Distributionen), das Boot-System (BIOS oder UEFI) sowie optionale Features wie TPM (z. B. nötig für Windows 11), den SCSI-Controller und weitere virtuelle Hardware-Komponenten.

Virtuelle Hardware: Unter „Storage“ entscheidest du, wo die virtuelle Festplatte der VM gespeichert wird – meist auf „local“. Unter „Disks“ legst du Größe und Typ der virtuellen Festplatten fest. Danach kannst du die CPU-Konfiguration einstellen: Anzahl der virtuellen CPUs und CPU-Kerne. Auch der Arbeitsspeicher (RAM) wird hier definiert.

Starten und Bedienen der VM

Nachdem du alle Schritte im Assistenten abgeschlossen hast, erscheint deine neue VM in der Baumstruktur auf der linken Seite der Weboberfläche. Sie ist dort unter ihrer ID gelistet.

Mit der Schaltfläche „Start“ kannst du die VM einschalten. Über „Konsole“ öffnest du ein Fenster, das dir den Bildschirm der VM anzeigt – so kannst du die Betriebssysteminstallation durchführen und später mit der VM arbeiten, als säßest du direkt davor.

Sollte die VM nicht mehr benötigt werden, die Löschoption versteckt sich ganz rechts oben unter „more“ und erfordert zur Bestätigung des Löschvorgangs auch die manuelle Eingabe der gelisteten eindeutigen ID. So soll sicher gestellt werden, dass man nicht versehentlich die Produktivumgebung löscht.

TL:DR

Zusammenfassung und Empfehlung

Proxmox VE (Virtual Environment) ist eine Open-Source-Plattform, die es dir ermöglicht, einfach und komfortabel sowohl VMs als auch Container bereitzustellen und zu verwalten. Die Installation des Basissystems ist schnell erledigt, und dank der Web-Konsole gelingt auch das Anlegen von virtuellen Maschinen mit wenigen Klicks.

Wenn du Proxmox produktiv in einer geschäftlichen Umgebung einsetzen möchtest, ist es dringend empfehlenswert, eine kostenpflichtige Lizenz zu erwerben. Damit erhältst du nicht nur Zugriff auf getestete Enterprise-Updates, sondern auch professionellen Support, der im Problemfall schnelle Hilfe leistet.

Für das eigene Homelab kann man aber problemlos die völlig kostenlose Community Edition und die damit verbundenen Update-Archive benutzen. Mit diesem Setup hast du eine leistungsfähige, günstige und völlig flexible Serverlösung, die du nach Belieben mit deinen Bedürfnissen wachsen lassen kannst.

:mrgreen: Vorteile im Level 5 (ProxmoxVE)

  • völlige Freiheit bei Hard und Software
  • Skalierbar bis zu einem HA/HP Clusterverbund von VMs
  • Jeder denkbare Dienst, Anpassungsfähigkeit over9000!
  • Völlig frei konfigurierbare Sicherheit (2FA/MFA/ETC)
  • Benutzer- und Gruppenverwaltung mit sehr feinen Berechtigungen

😐 Nachteile im Level 5 (ProxmoxVE)

  • Endlose Möglichkeiten erscheinen anfangs überwältigend
  • Einarbeitung in die Optionen dauert länger, Lernkurve ist steil
  • Extra Verwaltungsschicht unterhalb der eigentlichen Dienste
  • Hardware durchreichen erfordert PCI-Passthrough / IOMMU

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