Heimnetz NAS Baustelle: Level 4

Der Profi-Heimwerker– Synology oder QNAP NAS

Ihr habt Level 2 mit dem Raspi gemeistert? Level 3 mit dem alten PC hat euch Spaß gemacht, aber ihr wollt jetzt eine „Turnkey“ Lösung? Ohne Basteln? Dann ist es Zeit für Level 4: Ein dediziertes NAS-System von Herstellern wie Synology oder QNAP!
Natürlich gibt es auch noch diverse andere Hersteller, die beiden exemplarisch für den Markt sollen ja nur zeigen, was mit einer solchen Lösung möglich ist.

Was ist daran besser? Ganz einfach: Ihr bekommt ein speziell entwickeltes Gerät, das für den Dauerbetrieb optimiert ist, stromsparend läuft und mit einer Menge an Funktionen glänzt, die weit über reinen Netzwerkspeicher hinausgehen. Und das Beste: Ihr müsst kein Linux installieren oder groß basteln – Einrichtung und Bedienung laufen meist per Klick über ein schickes Webinterface. Ihr könnt aber zusätzlich an Optionen feilen, per Container andere Funktionen nachrüsten oder auch ganz andere Wege gehen.

Klingt bis hier hin zu gut um wahr zu sein? Naja, einen Haken hat die Sache schon, der Spaß ist im Vergleich schlicht nicht billig. Selbst gebrauchte Geräte mit diversen Jahren Laufzeit erzielen noch echt gute Preise. Mehrere gleiche große Platten hat auch nicht jeder rum liegen. Achtet beim Gebrauchtkauf aber bitte auf noch verfügbare Restlaufzeit, sonst wirds mit Updates gegen neue Sicherheitslücken schwierig.

Was braucht ihr?

  • Ein NAS mit mindestens 2 Festplatteneinschüben (2-Bay), z. B.:
    • Synology DS224+
    • QNAP TS-233
  • Zwei Festplatten (z. B. 2x 4TB) für RAID1, damit eure Daten bei einem Plattendefekt sicher sind.
  • LAN-Kabel und Stromanschluss, idealerweise per Gigabit oder schneller ins Heimnetz.

Ein paar Beispiele, was ihr mit einem Synology- oder QNAP-NAS anstellen könnt:

Private Cloud & Dateisynchronisierung
Mit Synology Drive oder QNAP Qsync können Nutzer ihre eigene Cloud-Umgebung einrichten, ähnlich wie bei Dropbox oder Google Drive, nur eben komplett unter eigener Kontrolle und ohne monatliche Kosten. Dateien werden automatisch zwischen NAS und PCs, Laptops oder Smartphones synchronisiert. Über Web-Apps oder mobile Apps lassen sich Dokumente von unterwegs hochladen oder abrufen. Mit Dateiversionierung können ältere Fassungen wiederhergestellt werden, falls man versehentlich etwas überschreibt oder löscht.

Medienserver & Streaming
Beide Hersteller bieten integrierte Medienserver (DLNA/UPnP), die Filme, Serien, Musik oder Fotos im Heimnetz bereitstellen. Außerdem lässt sich Plex installieren, um Inhalte auf Smart-TVs, FireTV, AppleTV oder Smartphones zu streamen – inklusive automatischem Transkodieren, falls das Endgerät ein anderes Format benötigt. So wird das NAS zum zentralen Medien-Hub für die ganze Familie.

Backup & Datensicherung
Mit Apps wie Synology Hyper Backup oder QNAP Hybrid Backup Sync können Sicherungen automatisiert auf externe Festplatten, andere NAS-Geräte oder Cloud-Speicher (z. B. Amazon S3, Google Drive) erstellt werden. Ebenso können Backups von Windows- und macOS-Geräten automatisch auf dem NAS abgelegt werden. Backups lassen sich zeitgesteuert oder auf Ereignisse wie „neue Datei erkannt“ starten, sodass kein manuelles Kopieren mehr nötig ist.

Hosting von Webseiten & Anwendungen
Synology bietet mit Web Station eine App, mit der statische und dynamische Websites gehostet werden können, inklusive Unterstützung für PHP und MySQL/MariaDB. Über Docker lassen sich vorgefertigte Container wie WordPress oder Joomla bequem installieren, inklusive deren Administrator-Portale. Plugins und Themes lassen sich beliebig erweitern, sodass von der einfachen privaten Homepage bis zum professionellen Blog alles möglich ist – direkt vom eigenen NAS.

Kameraüberwachung & Sicherheitslösungen
Mit Synology Surveillance Station oder QNAP QVR Center lässt sich das NAS als NVR (Network Video Recorder) verwenden. IP-Kameras im und ums Haus werden eingebunden, Aufnahmen gespeichert und bei Bedarf Bewegungsalarme oder Benachrichtigungen eingerichtet. Praktisch: Die Apps bieten Zeitpläne für Aufnahmen und ermöglichen Zugriff auf Live-Streams per App oder Browser.

Benutzerverwaltung & Zugriffsrechte
Im Gegensatz zu einfachen Lösungen wie dem FritzBox-NAS bieten Synology und QNAP eine professionelle Benutzer- und Gruppenverwaltung. Es lassen sich feingranulare Rechte vergeben: Wer darf welche Ordner sehen, lesen oder beschreiben? Auch Gastkonten oder externe Zugriffe (z. B. für Freunde, Familie oder Geschäftspartner) können sicher eingerichtet werden.

VPN-Server & Fernzugriff
Beide Hersteller ermöglichen, das NAS als VPN-Server (PPTP, L2TP/IPSec, OpenVPN) zu konfigurieren. So kann man sich von unterwegs sicher ins Heimnetz einwählen, Dateien nutzen oder das Smart Home steuern, als wäre man zuhause. Viele Modelle bieten außerdem QuickConnect (Synology) oder myQNAPcloud, wodurch der Fernzugriff ohne komplizierte Routerkonfiguration möglich ist.

Docker & Virtualisierung
Synology DSM (ab Plus-Serie) und QNAP NAS mit ausreichend CPU/RAM können Docker-Container ausführen. Damit lassen sich unzählige Anwendungen installieren, von Heimautomatisierung (Home Assistant) über Git-Server bis hin zu Entwicklertools. Manche NAS-Modelle mit x86-CPUs unterstützen sogar komplette virtuelle Maschinen, sodass Windows oder Linux in einer VM auf dem NAS läuft.

Kalender, Kontakte & Office-Funktionen
Synology liefert mit Apps wie Calendar und Contacts Alternativen zu Google- oder Microsoft-Diensten – inklusive gemeinsamer Kalender, Termineinladungen und Synchronisation mit Smartphones über CalDAV/CardDAV. Mit Synology Office oder QNAP Office können Dokumente gemeinsam bearbeitet werden, vergleichbar mit Google Docs, jedoch vollständig privat auf dem eigenen NAS gespeichert.

Paketzentren & App-Stores
Das wohl größte Alleinstellungsmerkmal: Beide Hersteller bieten einen eigenen App-Store (Synology Paketzentrum / QNAP App Center), über den sich hunderte Anwendungen direkt auf dem NAS installieren lassen. Diese reichen von Fotoverwaltungen (Moments, Photo Station) über Musikserver bis hin zu Tools für Entwickler, IT-Profis oder Kreative.

Fazit:
Mit einem Synology- oder QNAP-NAS hebt ihr euer Heimnetz auf ein ganz neues Level. Ihr habt nicht nur einen schnellen Netzwerkspeicher, sondern eine mächtige Plattform für Backups, Medien, Cloud, Sicherheit und vieles mehr. Im Vergleich zu Level 1-3 ist es zwar die teuerste Variante, aber dafür gibt es keine Lösung, die so professionell, flexibel und dennoch einfach zu bedienen ist.

Synology- und QNAP-NAS sind viel mehr als nur Speicher im Netzwerk. Sie sind leistungsstarke, modulare Plattformen, die Dateiserver, Medienzentrale, Cloud-Dienst, Backup-Server, Überwachungslösung, Webhosting, VPN-Gateway und vieles mehr in einem Gerät vereinen – bequem bedienbar über ein modernes Webinterface. Damit sind sie für alle ideal, die mehr wollen als einfache Speicherlösungen.

TL:DR

Vorteile im Level 4 (Synology / QNAP)

:mrgreen: RAID & Datensicherheit sowie Backup & Versionierung

  • RAID Level je nach Modell – Schutz vor Datenverlust bei Festplattenausfall
  • Hot-Swap-Funktion (bei vielen Modellen): defekte Platte einfach im laufenden Betrieb tauschen
  • Integrierte Software für automatische Backups von PCs, Laptops oder Smartphones
  • Zeitgesteuerte Snapshots: alte Versionen von Dateien wiederherstellen

:mrgreen: Medienserver und Private Cloud

  • Plex oder DLNA-Server für Streaming auf Smart-TVs, Konsolen, Tablets
  • Audio-/Video-Transkodierung für verschiedene Geräte (Modellabhängig)
  • Synology Drive oder QNAP Qsync: eure eigene Alternative zu Dropbox, Google Drive & Co.
  • Zugriff von überall, inkl. Apps für Android und iOS
  • Gemeinsame Kalender und Kontakte (z. B. Synology Calendar, Contacts)

:mrgreen: Zusatzdienste und Fokus auf Sicherheit

  • VPN-Server, Webserver, Docker-Container, virtuelle Maschinen
  • Mailserver, Wiki, CRM-Systeme – je nach Bedarf direkt auf dem NAS installierbar
  • Download-Station: Torrents, FTP oder HTTP-Downloads automatisch speichern
  • 2-Faktor-Authentifizierung
  • Zertifikate (SSL/TLS) für sicheren Zugriff von außen
  • Benutzer- und Gruppenverwaltung mit sehr feinen Berechtigungen

😐 Nachteile im Level 4 (Synology / QNAP)

  • Selbst gebraucht sind diese Geräte vergleichsweise teuer
  • Einarbeitung in die verschiedenen Optionen dauert, Lernkurve steil
  • Vendor LockIn kann problematisch werden, sobald Support abgekündigt
  • Es sind selbst in den kleinsten Ausbaustufen immer 2 Festplatten nötig.
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