Rudis Reste Rampe – der verstaubte Kellerfund
Na, wer hat noch einen betagten PC im Keller, der seit dem letzten Upgrade traurig in der Ecke steht? Oder den alten Gaming-PC, der schon seit Jahren von Staubmäusen belagert wird? Perfekt! Denn damit lässt sich ganz schnell und günstig ein nächster Schritt zum eigenen NAS machen – und das deutlich flexibler als mit der FritzBox-Lösung aus Level 1 und – wenn gewünscht – optisch bequemer über komplett grafische Oberflächen.
Warum überhaupt? Weil der USB-Speicher an der FritzBox zwar ein netter Anfang ist, aber bei mehreren gleichzeitigen Zugriffen, großen Dateien oder höheren Geschwindigkeiten schnell an seine Grenzen kommt. Ein PC hingegen hat genug Power, kann größere Platten direkt ansteuern, verschiedene Protokolle bereitstellen und ist quasi ein kompletter kleiner Server.
Apropo Server – mit einem PC lässt sich natürlich ganz anders agieren. Zwischen 0 und 100 ist alles möglich: Das vorhandene Windows nutzen? Geht. Win hoch fahren, Platte freigeben, fertig. (eher suboptimal) Stattdessen ein Linux deiner Wahl aufspielen? Nice. Installation, Updates, Freigaben, Zusatzdienste, Ab dafür. (schon besser, oder?) Direkt eine Installation die für genau solche Einsatzzwecke gedacht ist? Perfekt! I’m looking at you, OpenMediaVault
Dein Wunsch ist also einen alten PC in ein hübsches NAS zu verwandeln? Hold my beer.
- PC vorbereiten
Alten PC rauskramen, Hardware prüfen. Läuft er noch? Super. An den Strom und per LAN ins Heimnetz hängen. Erstausstattung Windows lassen, oder gleich in die vollen, SPOILER: es gibt wirklich schöne Optionen. - Betriebssystem installieren
Wenn ihr es euch einfach machen wollt, nehmt OpenMediaVault. Das ist kostenlos, auf Debian Linux basierend und speziell für NAS-Zwecke gedacht. ISO herunterladen, auf USB-Stick packen, PC davon booten und installieren. Dauert ca. 20 Minuten. - Speicher einbinden
Nach der Installation meldet ihr euch über das Webinterface von OpenMediaVault an (standardmäßig über die IP-Adresse des PCs im Browser erreichbar). Dort könnt ihr eure Festplatten einbinden, Dateisysteme anlegen und Freigaben erstellen. - Benutzer und Freigaben einrichten
Benutzer anlegen, Berechtigungen vergeben (z. B. nur Lesen oder Lesen/Schreiben) und über SMB/CIFS Freigaben einrichten. So könnt ihr die Ordner später als Netzlaufwerk auf Windows oder Mac einbinden. - Optional: Cloud-Funktion
Ihr wollt das Ganze auch von unterwegs erreichen? Dann könnt ihr z. B. Nextcloud auf dem Server installieren oder einen VPN-Zugang einrichten, damit ihr auch außerhalb eures WLANs auf eure Daten kommt. - Backup? Kein Problem!
Da der PC ständig läuft, könnt ihr auch gleich eine Backup-Strategie umsetzen: z. B. automatische Sicherungen vom Laptop oder Handy auf den Server. Weil es ja ein PC ist, wären auch mehrere Festplatten und evtl. sogar ein Raid machbar – sofern gewünscht.
Ein paar Stolpersteine die man bedenken sollte:
- Energieverbrauch: Ein alter PC braucht oft 50-100W im Betrieb. Das summiert sich. Besser wäre ein stromsparender Mini-PC oder ein Raspberry Pi, wenn der alte PC zu viel Strom zieht. Hmmm, dazu mehr in Level 3?
- Lautstärke: Alte PCs sind manchmal laut wie ein Fön. Vielleicht im Keller oder Abstellraum aufstellen, damit es nicht nervt. Oder dem guten alten Stück Hardware vllt. doch ein schickes Noctua Fan Upgrade spendieren?
- Netzwerkgeschwindigkeit: Gbit-LAN ist Pflicht, sonst dauern Dateiübertragungen ewig. Profis dürfen auch gern direkt eine zweite Netzwerkkarte einbauen, dann kann man auch mit Load Balancing, Failover oder Link Aggregation experimentieren.
Anstatt jetzt aber hier das Rad neu zu erfinden gebe ich euch da gern in liebevolle Hände oder zum Zoo 🙂 zur Betreuung weiter, denn Projekte wie der Kellerfund und Eingenbau Bastellösungen sind bereits exzellent dokumentiert.
Ich greife nur in soweit vor, dass ich euch bereits hier mitteilen möchte, mit dem alten Standard Windows Betriebssystem als NAS werdet ihr vermutlich nicht lange glücklich sein. Lieber gleich anständig einrichten, dann habt ihr auch viel länger Spaß dran.
Nur damit ihr paar der Begriffe schon mal gehört habt, denkbar wäre zB. Unraid, EasyNas, TrueNas und OpenMediaVault. Also viel Spaß beim basteln.
Fazit:
Mit einem alten PC wird aus eurem Heimnetz ein richtiges kleines Rechenzentrum. Geschwindigkeit, Funktionsumfang und Erweiterbarkeit sind Welten besser als der USB-Speicher an der FritzBox oder ein Raspberry Pi. Und das Beste: Ihr habt’s selber gebaut – und könnt den Server jederzeit nach euren Bedürfnissen anpassen. NAS? Cloud? Backup? Medienserver? Raid? Alles möglich!
Auf geht’s, der alte PC wartet schon!
TL:DR
Vorteile im Level 3 (alter PC als Server)
- Deutlich höhere Geschwindigkeit beim Lesen/Schreiben
- Mehr gleichzeitige Zugriffe ohne Performance-Einbruch
- Freie Wahl des Dateisystems und keine Format-Beschränkung
- Flexible Benutzer- und Rechteverwaltung
- Erweiterbar mit Cloud-Diensten wie Nextcloud
- Möglichkeit zur Einrichtung automatischer Backups
- Mehr Protokolle möglich (z. B. SMB, NFS, FTP)
- Medienserver, VPN oder andere Dienste können leicht ergänzt werden
😐 Nachteile im Level 3 (alter PC als Server)
- Deutlich höherer Stromverbrauch (alter PC oft 50–100W Dauerlast)
- Lautstärke kann störend sein (alte PCs neigen zu lauten Lüftern)
- Höherer Einrichtungsaufwand als bei FritzBox-USB-Speicher (evtl. Tage!)
- Platzbedarf: Ein kompletter PC braucht Raum – ist keine externe Festplatte
- Wartung: Updates, evtl. Hardwareprobleme oder Systemabstürze
- Bei falscher Konfiguration können Sicherheitslücken entstehen (z. B. bei Cloud-Zugriff)