Es ist endlich da: Das Nachfolge-Programm zum Digitalpakt Schule! Bund und Länder haben sich im Dezember auf den Digitalpakt 2.0 geeinigt, wieder mit 5 Milliarden Euro im Gepäck. Klingt nach viel Geld, oder? Aber wofür wird das eigentlich ausgegeben? Und was ändert sich im Vergleich zum ersten Digitalpakt? Ich habe mir das mal angeschaut.
Die Basics: Was ist der Digitalpakt 2.0?
Der Digitalpakt 2.0 läuft von 2026 bis 2030 und soll die Digitalisierung an deutschen Schulen vorantreiben. Das Besondere diesmal: Bund und Länder teilen sich die Kosten hälftig, also je 2,5 Milliarden Euro. Beim ersten Digitalpakt (2019-2024) mussten die Länder nur 10 Prozent beisteuern, diesmal ziehen sie deutlich mehr mit.
Das Geld vom Bund kommt größtenteils aus dem neuen Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaneutralität“, das insgesamt satte 500 Milliarden Euro umfasst.
Wofür wird das Geld konkret ausgegeben?
Jetzt wird’s interessant denn der Digitalpakt 2.0 ist breiter aufgestellt als sein Vorgänger. Hier sind die Hauptbereiche:
1. Digitale Infrastruktur
Das ist der größte Posten. Hier geht’s um die Basics:
- Ausbau und Modernisierung von WLAN-Netzen an Schulen
- Anschaffung von digitalen Endgeräten (Tablets, Laptops)
- Digitale Tafeln und moderne Präsentationstechnik
- Aufbau von Lernplattformen und Cloud-Systemen
Für diesen Bereich fließen vom Bund allein 2,25 Milliarden Euro, sprich der Löwenanteil der Förderung.
2. Wartung und Support
Ein großer Kritikpunkt am ersten Digitalpakt war: Es wurde Hardware gekauft, aber keiner kümmerte sich um Wartung und Support. Das ändert sich jetzt! Die Mittel dürfen explizit für Wartungs- und Supportstrukturen genutzt werden. Denn was bringt die schönste digitale Tafel, wenn sie nach einem Jahr kaputt ist und niemand sie repariert?
3. Fortbildung von Lehrkräften
Hardware allein macht noch keinen modernen Unterricht, die Lehrkräfte müssen auch damit umgehen können. Deshalb fließen bis zu 250 Millionen Euro in die Initiative „Digitales Lehren und Lernen“. Konkret bedeutet das:
- Praxisorientierte Forschung mit fünf Forschungsclustern
- Eine wissenschaftliche Transferstelle, die Erkenntnisse in die Praxis bringt
- Gezielte Fortbildungen für Lehrkräfte, um digitale Tools sinnvoll im Unterricht einzusetzen
4. Länderübergreifende Projekte
Neu im Digitalpakt 2.0 ist die Förderung von länderübergreifenden Vorhaben (LüV). Bis zu zwölf Bundesländer können sich zusammenschließen und gemeinsam Projekte aus einem zentralen Pool finanzieren. Das soll den oft kritisierten Föderalismus im Bildungswesen aufweichen und für mehr Effizienz sorgen.
5. Digitale Lernumgebungen
Neben der Hardware sollen auch moderne digitale Lernumgebungen geschaffen werden, nicht nur die technische Ausstattung, sondern auch pädagogische Konzepte und Materialien, die digital funktionieren.
Was wird besser als beim ersten Digitalpakt?
Der erste Digitalpakt hatte zwar viel Geld im Topf, aber die Umsetzung war eine Katastrophe. Noch im Januar 2020 (ca. sieben Monate nach dem Start) waren erst mickrige 20 Millionen Euro von den 5 Milliarden abgerufen worden. Warum? Zu viel Bürokratie!
Schulen mussten erst aufwendige Medienkonzepte einreichen, bevor sie überhaupt Geld beantragen durften. Viele waren damit komplett überfordert. Der Digitalpakt 2.0 soll hier nachbessern:
- Pauschalierte Zuweisungen: Kommunale Schulträger können Geld pauschal bekommen, ohne jeden Cent einzeln rechtfertigen zu müssen
- Weniger Bürokratie: Vereinfachte Verwaltungsprozesse sollen dafür sorgen, dass das Geld schneller ankommt
- Mehr Flexibilität: Die Mittel können flexibler eingesetzt werden
Wo hakt es noch?
So schön das alles klingt gibt es auch Kritik:
Keine Dauerlösung: Der Digitalpakt 2.0 läuft 2030 aus. Danach? Unklar. Digitalisierung ist aber kein Projekt mit Enddatum, sondern eine dauerhafte Aufgabe. Wartung, Updates, neue Geräte, all das kostet kontinuierlich Geld. Eine dauerhafte Finanzierung fehlt bisher.
Reicht das Geld?: Die Bundesschülerkonferenz kritisiert, dass die 5 Milliarden gerade mal ausreichen, um den aktuellen Stand zu halten. Für echte Sprünge nach vorne ist das jedoch zu wenig.
Strukturprobleme bleiben: Geld ist das eine, aber viele Schulträger (oft Gemeinden und Landkreise) haben nach wie vor Schwierigkeiten, die Mittel überhaupt abzurufen und umzusetzen. Auch beim ersten Digitalpakt wurden viele Gelder nicht rechtzeitig ausgegeben.
Mein Fazit
Der Digitalpakt 2.0 ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Endlich fließt Geld nicht nur in Hardware, sondern auch in Wartung und Fortbildung, denn das sind die Bereiche, die beim ersten Digitalpakt schmerzlich fehlten. Die Entbürokratisierung ist ebenfalls längst überfällig.
Aber: Digitalisierung braucht einen langen Atem und vor allem Dauerhaftigkeit. Ein Fünf-Jahres-Programm ist besser als nichts, aber keine nachhaltige Lösung. Wenn 2030 wieder Funkstille herrscht, stehen wir erneut vor dem gleichen Problem.
Trotzdem: 5 Milliarden Euro sind 5 Milliarden Euro. Und wenn diesmal die Bürokratie wirklich abgebaut wird und das Geld schneller bei den Schulen ankommt, kann der Digitalpakt 2.0 tatsächlich etwas bewegen. Schauen wir mal, ob es diesmal besser läuft als beim ersten Versuch!