Gestern hab ich ja von meinem Kumpel berichtet, der Glasfaser hat aber dann doch nicht und dazu kamen dann ein paar Fragen auf, deshalb hier heute nochmal im Detail für alle die über die einzelnen Abkürzungen stolpern.
Die Abkürzungen FTTX (Fiber to the X) beschreiben, wie nah die superschnelle Glasfaserleitung tatsächlich an Deinen Router herankommt. Und wie Du gleich sehen wirst: Der Unterschied zwischen „nah“ und „wirklich nah“ entscheidet über die wahre Gigabit-Hölle oder das lahme Kupfer-Paradies.
FTTC: Fiber to the Curb (Glasfaser bis zum Bordstein)
FTTC ist die Standard-Aufwertung für alle, die noch VDSL nutzen. Es ist die Minimal-Lösung und die am weitesten verbreitete Art, wie man in Deutschland „fast“ Glasfaser bekommt.
- Der Weg des Lichts: Die Glasfaserleitung wird nur bis zum berühmten, grauen Verteilerkasten am Straßenrand verlegt (Curb). Den hast Du bestimmt schon mal gesehen.
- Der Flaschenhals: Ab diesem Kasten bis zu Deinem Haus nutzt das Signal die gute alte Kupferleitung (die ursprüngliche Telefonleitung). Die Daten werden im Kasten von Licht auf Strom umgewandelt (Dank an den DSLAM!).
- Die Geschwindigkeit: Dank VDSL und Vectoring sind hier maximal 100 Mbit/s drin, mit Super-Vectoring auch bis zu 250 Mbit/s. Aber Achtung: Je länger und schlechter Deine Kupferleitung ist, desto weniger kommt an. Es ist wie ein Fast-Food-Glasfaseranschluss: Schnell gebaut, aber am Ende bekommst Du nicht das, was auf dem Werbeplakat stand.
- Fazit: Besser als reines Uralt-DSL, aber technisch gesehen immer noch Kupfer pur auf der letzten Meile.
FTTB: Fiber to the Building (Glasfaser bis ins Gebäude)
FTTB ist der vernünftige Kompromiss, der vor allem in Mehrfamilienhäusern oft als Zwischenlösung genutzt wird. Es ist das, was Dein Kumpel bekommen hat, der jetzt „Glasfaser ohne Glasfaser“ hat.
- Der Weg des Lichts: Die Glasfaserleitung geht tatsächlich durch Deine Hauswand und endet am Abschlusspunkt Linientechnik (APL), meist im Keller oder im Hausanschlussraum (Building).
- Der Flaschenhals: Das Lichtsignal wird im Keller in ein elektrisches Signal umgewandelt. Von dort aus geht es über die bestehende Hausverkabelung (oft Kupfer oder Koax) in Deine Wohnung.
- Die Geschwindigkeit: Hier sind theoretisch bis zu 1 Gbit/s möglich, weil das störanfällige Kupfer nur noch die kurze Strecke innerhalb des Gebäudes überbrücken muss.
- Fazit: Deutlich besser als FTTC, aber die Qualität der alten Kupferleitungen im Haus entscheidet, wie viel von den versprochenen Geschwindigkeiten am Ende wirklich bei Dir ankommt. Dein Anschluss ist nur so schnell wie Dein ältester Draht in der Wand.
FTTH: Fiber to the Home (Glasfaser bis in die Wohnung)
Das ist der Heilige Gral des deutschen Ausbaus. Nur wer FTTH hat, darf wirklich von „echtem Glasfaser“ sprechen.
- Der Weg des Lichts: Die Glasfaserleitung geht komplett durch – vom zentralen Verteiler bis direkt zu Deinem Router in der Wohnung (Home). Die Daten fließen ausschließlich als Lichtsignal von A nach Z.
- Der Flaschenhals: Es gibt keinen! Das Signal wird nicht durch alte Kupferkabel oder langsame Umwandler gebremst.
- Die Geschwindigkeit: Hier reden wir über echte Zukunftssicherheit mit Geschwindigkeiten von heute bis zu 10 Gbit/s (aktuell werden meist 1 Gbit/s oder 2,5 Gbit/s vermarktet) – stabil, mit extrem niedriger Latenz und symmetrisch (Upload fast so schnell wie Download).
- Fazit: Der Nonplusultra-Anschluss. Wer diese Option hat, hat den Neuland-Sarkasmus für sich persönlich gewonnen. Er ist jedoch am aufwändigsten und damit am langsamsten zu verlegen.
Zusammenfassend: Die Glasfaser-Abstands-Pyramide
| Variante | Ende der Glasfaserleitung | Letzte Meile zur Wohnung | Max. Geschwindigkeit (typisch) |
| FTTC | Verteilerkasten an der Straße (Curb) | Kupferkabel (VDSL) | $\approx 100-250 \text{ Mbit/s}$ |
| FTTB | Hausanschlussraum/Keller (Building) | Vorhandene Kupfer-/Koax-Kabel | $\approx 1 \text{ Gbit/s}$ (je nach Inhouse-Verkabelung) |
| FTTH | Glasfaser-Dose in der Wohnung (Home) | Kein Kupfer – nur Glasfaser | $\approx 1-10 \text{ Gbit/s}$ |
Wenn Du also das nächste Mal hörst, dass in Deinem Ort „Glasfaser ausgebaut“ wird, frag sofort nach dem letzten Buchstaben. Nur das H rettet Dich wirklich vor der digitalen Steinzeit!
Ein YouTube-Video über die Unterschiede zwischen FTTH, FTTB und FTTC findest Du hier: FTTC, FTTH & Co. – Glasfasertechnik einfach erklärt.
Und jetzt kommen wir zu den Ausbau-Variationen die es auch noch gibt:
HFC: Die Mischung macht’s! Oder doch nicht?
Du hast schon vom Glasfaserausbau gehört und vielleicht auch schon leidvolle Erfahrungen mit halben Lösungen gemacht (siehe das Neuland deluxe). Eine dieser Lösungen, die zwar oft hohe Geschwindigkeiten verspricht, aber eben nicht der reine Glasfaser-Gral ist, nennt sich HFC – Hybrid Fiber Coax.
HFC ist das Rückgrat des modernen Kabelnetzes und genau das, was viele Haushalte in Deutschland heute nutzen, wenn sie Kabel-Internet (über den TV-Kabelanschluss) gebucht haben. Es ist eine clevere, aber auch technisch kompromissbehaftete Brücke zwischen gestern und morgen.
Was steckt hinter HFC? Die technischen Details
HFC bedeutet wörtlich „Hybrid Fiber Coax“ – also eine Mischung aus Glasfaser (Fiber) und Koaxialkabel (Coax).
- Die Stärke: Glasfaser im Backbone (Fiber): Die Hochgeschwindigkeitsdatenleitungen, die großen Datenmengen transportieren, sind in der Regel Glasfaser. Sie führen vom zentralen Knotenpunkt des Anbieters (Headend) bis in die Stadtteile oder Wohngebiete. Technisch gesehen handelt es sich hierbei oft um eine FTTN (Fiber to the Node)– oder FTTC (Fiber to the Curb)-Architektur. Das Signal wird optisch übertragen.
- Die Schwachstelle: Koaxialkabel zur Wohnung (Coax): Am sogenannten Fibre Node (einem Verteilerkasten im Wohngebiet) wird das optische Signal in ein elektrisches Signal umgewandelt. Ab diesem Punkt bis in Dein Haus oder Deine Wohnung nutzt das Netz das bewährte Koaxialkabel, das ursprünglich für Kabelfernsehen verlegt wurde.
- Die Technologie: DOCSIS: Um Internet über diese Kabel zu senden, kommt der Standard DOCSIS (Data Over Cable Service Interface Specification) zum Einsatz. Moderne Versionen wie DOCSIS 3.1 erlauben es, auf dem Koaxialkabel beeindruckende Geschwindigkeiten von bis zu 1 Gbit/s oder mehr zu erreichen.
Der Grund für die Hybridlösung: Clever oder faul?
Warum diese Mischung, wenn reines FTTH (Fiber to the Home) doch die beste Lösung ist? Der Hauptgrund ist ein Mix aus Wirtschaftlichkeit und historischer Infrastruktur:
- Vorgefertigtes Netz: Das Kabelnetz (Koaxialkabel) liegt in vielen Häusern bereits seit Jahrzehnten – verlegt für den TV-Empfang. Die Kabelanbieter mussten lediglich die Verteilerkästen mit Glasfaser anschließen und die Technik in den Kästen (DOCSIS) aufrüsten. Das ist deutlich günstiger und schneller als das Verlegen von komplett neuen Glasfaserleitungen in jedes einzelne Haus.
- Schnelle Aufrüstung: HFC ermöglichte eine rasche Aufrüstung der Breitbandgeschwindigkeit im Vergleich zur alten Kupfer-DSL-Infrastruktur, ohne große Bautätigkeiten in den Wohngebieten.
Kurz gesagt: HFC ist eine Evolution der bestehenden Infrastruktur, während FTTH eine Revolution darstellt.
Vorteile von HFC
| Vorteil | Beschreibung |
| Hohe Geschwindigkeiten | Mit DOCSIS 3.1 sind Gigabit-Geschwindigkeiten (1.000 Mbit/s) problemlos möglich. Das ist oft schneller als VDSL (FTTC). |
| Geringe Kosten | Der Ausbau ist für den Netzbetreiber günstiger, da die „letzte Meile“ bereits vorhanden ist. |
| Schnelle Verfügbarkeit | Wo Kabelfernsehen verfügbar ist, kann oft sehr schnell auf Kabel-Internet umgestellt werden. |
Nachteile von HFC
| Nachteil | Beschreibung |
| Geteilte Bandbreite | Koaxialkabel nutzen ein geteiltes Medium (Shared Medium). Das bedeutet, Du teilst Dir die Bandbreite mit Deinen Nachbarn in Deinem Segment. Zu Stoßzeiten (abends) kann die Leistung spürbar einbrechen. |
| Upload-Geschwindigkeit | Die Upload-Geschwindigkeit ist oft asymmetrisch (deutlich niedriger als der Download), da die Bandbreite im Kabelnetz traditionell stärker für den Downstream (TV) ausgelegt ist. |
| Störanfälligkeit | Koaxialkabel sind empfindlicher gegenüber externen elektrischen Störungen und haben eine geringere Leistung über größere Distanzen als Glasfaser. |
| Nicht zukunftssicher | Während HFC heute Gigabit-Geschwindigkeiten liefert, ist die physikalische Grenze des Koaxialkabels bald erreicht. Reines FTTH bietet hingegen nahezu unbegrenztes Potenzial für künftige Bandbreiten-Sprünge. |
Fazit: Ein notwendiger Kompromiss, aber kein Endzustand
HFC war und ist eine wichtige Technologie, um Deutschland schnell aus der 16-Mbit/s-Hölle zu befreien. Es ermöglichte vielen Haushalten den Zugang zu echtem Highspeed-Internet, ohne dass die Straßen aufgerissen werden mussten.
Doch es bleibt ein Kompromiss. Die geteilte Bandbreite und die Limitierung beim Upload zeigen, dass es nicht die ultimative Lösung ist. Euer Kumpel, der zwar eine Faser im Haus hat, aber auf Kabel beschränkt ist, ist das beste Beispiel dafür: Er hat die Glasfaser-Grundlage (FTTB), aber die HFC-Logik des Anbieters zwingt ihn zur Kabel-Nutzung.
Im „Neuland“ muss die nächste Stufe daher lauten: Das Koaxialkabel muss raus, die Glasfaser muss bis zur Buchse. Nur FTTH ist der wahre Weg in die digitale Zukunft.