Passend zum Kinostart von „Momo“ am 2. Oktober musste ich an die grauen Herren denken: jene gespenstischen Gestalten, die den Menschen ihre Zeit stehlen.
Und ehrlich? In unserem Arbeitsalltag gibt es sie tatsächlich: die Zeitdiebe. Vielleicht nicht als gruselige Figuren in grauen Anzügen, aber als Gewohnheiten, Störungen und Ablenkungen, die uns täglich wertvolle Stunden rauben.
Genau wie die kleine Momo, die sich den Zeitdieben entgegenstellt, können auch wir lernen, unsere Zeit zu schützen. Deshalb habe ich für euch die 7 häufigsten Zeitdiebe im Büroalltag zusammengestellt und zeige euch, wie ihr sie Schritt für Schritt entlarvt und vertreibt.
Bevor wir aber rein gehen ins Thema, hier noch der aktuelle Kinotrailer. Lasst euch nicht von der Freigabe ab 6 Jahren abschrecken, der Film ist wirklich gut gemacht und durchaus auch was für Erwachsene.
Der Telefon-Terror: Wenn jedes Klingeln zur Unterbrechung wird
Kennt ihr das? Das Telefon klingelt, und wie im Reflex hebt ihr ab. Eure konzentrierte Arbeit ist unterbrochen, das Gespräch zieht sich hin, und danach müsst ihr euch mühsam wieder in eure Aufgabe hineinfinden. Dieser Zeitdieb ist besonders heimtückisch, weil er sich als „wichtig“ tarnt.
So vertreibt ihr ihn:
- Voice-Mailbox als stille Stunde: Aktiviert die Mailbox, wenn ihr fokussiert arbeiten müsst und schaltet das Telefon auf lautlos! Sonst nervt euch das Klingeln trotzdem.
- Telefondienst im Team: Rotiert im Kollegenkreis. Einer übernimmt für ein paar Stunden alle Anrufe, die anderen können ungestört durcharbeiten.
- Das Telefonnotiz-Formular: Erstellt euch eine Vorlage mit allen wichtigen Punkten. Das hilft euch, strukturiert und zügig zu telefonieren.
- Direkt auf den Punkt kommen: Vermeidet Small-Talk-Fallen wie „Wie war denn dein Urlaub?“ Fragt lieber gleich: „Was kann ich für dich tun?“
Die „Hab-mal-kurz-Zeit“-Falle: Unangemeldete Besucher als Zeitdieb
„Störe ich?“ + „Hast du mal eine Minute?“ Diese scheinbar harmlosen Fragen sind die Tarnung eines der größten Zeitdiebe überhaupt. Denn aus der einen Minute werden schnell zehn, und danach braucht ihr dreimal so lange, um wieder in eure Konzentration zu finden.
So setzt ihr Grenzen:
- Termin statt Spontanbesuch: „Heute Mittag um 14:30 Uhr habe ich 15 Minuten Zeit. Passt das bei dir?“ So zeigt ihr, dass ihr das Anliegen ernst nehmt, aber eure Zeit strukturiert.
- Zeitlimit kommunizieren: „Ich muss um zehn Uhr eine Präsentation halten. Können wir das in 15 Minuten besprechen?“
- Ihr geht zum Kollegen: „Ich bin in zehn Minuten fertig und komme dann zu dir.“ Der Vorteil? Ihr könnt einfacher wieder gehen, als jemanden aus eurem Büro zu komplimentieren.
- Die Offene-Tür-Zeitblöcke: Als Führungskraft: Kombiniert das Prinzip der offenen Tür mit festen Zeitfenstern (z.B. 10-15 Uhr) und lasst kurze Termine vergeben. So bleibt ihr ansprechbar, aber planbar.
Der Meeting-Marathon: Wenn Besprechungen zur Zeitverschwendung werden
Meetings sind wichtig. Aber seid ehrlich: Wie viele davon sind wirklich produktiv? Studien zeigen, dass etwa die Hälfte aller Besprechungen als Zeitverschwendung empfunden werden. Das muss nicht sein!
So macht ihr Meetings effizient:
- Weniger ist mehr: Braucht es wirklich ein Meeting? Oder reicht ein kurzes Memo, eine E-Mail oder ein Telefonat?
- Gründliche Vorbereitung: Erstellt eine Agenda mit Zeitangaben pro Punkt. Legt fest, wo Diskussionen erlaubt sind und wo nicht. Verteilt die Agenda vorher, damit sich alle vorbereiten können.
- Nur die Richtigen einladen: Ladet nur Leute ein, die das Thema wirklich betrifft.
- Teilnehmer entlassen dürfen: Schneidet die Agenda auf unterschiedliche Teilnehmer zu. Nach „ihren“ Punkten können sie gehen.
- Pünktlich starten und enden: Zu spät? Pech gehabt, dann nachher nachfragen. Meeting-Ende ist Meeting-Ende – auch wenn noch Punkte offen sind. Die kommen auf die nächste Agenda. Alle haben ihre Zeit entsprechend eingeplant, und das respektiert ihr.
Die E-Mail-Lawine: Wenn der Posteingang gefühlt nie leer wird
Ping! Eine neue E-Mail. Ping! Noch eine. Der ständige Strom an Nachrichten ist wie ein moderner grauer Herr, der euch die Zeit in winzigen Häppchen stiehlt. Jede Unterbrechung kostet Konzentration und Energie.
So stoppt ihr die Flut:
- Benachrichtigungen ausschalten: Schaltet die automatische Anzeige neuer E-Mails komplett aus. Ihr bestimmt, wann ihr reinschaut – nicht euer Postfach.
- Die 3-mal-täglich-Regel: Öffnet euer E-Mail-Postfach nur dreimal am Tag. Am besten zu Zeiten, wenn eure Konzentration sowieso nachlässt (z.B. vor der Mittagspause, nach dem Lunch, vor Feierabend).
- E-Mails bündeln: Sammelt alle Nachrichten, die ihr versenden wollt, und schickt sie gesammelt in euren drei E-Mail-Zeitfenstern ab.
Das Kommunikations-Chaos: Wenn Missverständnisse euch wertvolle Zeit kosten
„Ich dachte, du meintest…“ + „Das habe ich so nicht verstanden…“ Missverständnisse sind teuer. Nicht nur, weil das ursprüngliche Gespräch Zeit kostet, sondern weil ihr die daraus entstandenen Fehler später mühsam korrigieren müsst.
So kommuniziert ihr klar:
- Eindeutig formulieren: Kurz, knackig, konkret. Was ist euer Anliegen? Was soll passieren? Bis wann?
- Körpersprache lesen: Sensibilisiert euch für nonverbale Signale. Oft zeigt die Körpersprache eures Gegenübers schon, dass etwas nicht angekommen ist.
- Rückfragen einfordern: Ein „Alles klar?“ reicht nicht. Bittet darum, das Besprochene kurz zu wiederholen. Das ist keine Kontrolle, sondern Qualitätssicherung für euch beide.
Der Schreibtisch-Berg: Wenn Chaos eure Zeit frisst
Stapelweise Dokumente, überall Zettel, drei Kaffeetassen von letzter Woche – und irgendwo darunter muss doch dieses eine wichtige Papier sein… Ein chaotischer Schreibtisch ist ein Zeitfresser par excellence. Jedes Suchen kostet wertvolle Minuten.
So schafft ihr Ordnung:
- Unnötiges verbannen: Alles, was ihr nicht täglich braucht, gehört in Schubladen oder Regale. Der Schreibtisch ist euer Cockpit – nur das Nötigste bleibt.
- Zwischenablage einrichten: Für Unterlagen, die ihr gerade nicht braucht, aber noch nicht endgültig ablegen könnt.
- System entwickeln: Findet ein Ablagesystem, das zu euch passt – und nutzt es konsequent. Digital oder analog, Hauptsache es funktioniert für euch.
Der Informations-Mangel: Wenn ihr immer wieder auf Daten warten müsst
Nichts ist frustrierender, als mitten in einer Aufgabe festzustellen, dass euch wichtige Informationen fehlen. Die Arbeit stockt, ihr müsst unterbrechen, nachhaken, warten…
So sichert ihr euren Informationsfluss:
- Aufgaben skizzieren: Macht euch vor Projektstart einen kurzen Plan. Welche Infos braucht ihr wann?
- Zuständigkeiten klären: Wer besorgt welche Informationen? Legt das im Team fest.
- Fristen setzen (mit Puffer): Wenn ihr Infos von anderen braucht, setzt klare Deadlines – aber baut Pufferzeiten ein. Falls jemand nicht liefert, habt ihr noch Zeit für eine zweite Anfrage ohne in Panik zu geraten.
Eure Zeit gehört euch!
Genau wie Momo den Menschen hilft, ihre Zeit zurückzuerobern, könnt auch ihr lernen, bewusster mit eurer wertvollsten Ressource umzugehen. Die grauen Herren in eurem Büroalltag sind vielleicht nicht so offensichtlich wie in Michael Endes Geschichte, aber sie sind genauso real.
Der Trick ist nicht, perfekt zu sein oder alle Zeitdiebe auf einmal zu bekämpfen. Kleinvieh macht auch Mist heißt es doch. Also sucht euch einen oder zwei aus, die euch besonders nerven, und startet dort. Entwickelt eure persönliche Strategie, probiert verschiedene Lösungen aus, passt sie an eure Situation an.
Denn am Ende geht es nicht darum, mehr zu arbeiten, sondern darum, Zeit für das zu haben, was wirklich zählt. Im Job und im Leben.