Passwörter sind der erste und oft einzige Schutzwall gegen Cyberkriminelle. Doch in einer Welt, in der wir Dutzende, wenn nicht Hunderte, von Online-Konten haben, ist der Umgang mit Passwörtern zu einer echten Herausforderung geworden.
Während sich die Bedrohungen wie Credential Stuffing und Phishing weiterentwickeln, müssen auch unsere Methoden zur Passwortsicherheit mithalten. Hier sind die wichtigsten Best Practices, ihre Vor- und Nachteile sowie die Risiken, denen wir uns gegenübersehen.
Best Practice #1: Nutze Einzigartige Passwörter für jeden Dienst
Was es ist: Für jedes Online-Konto wird ein individuelles, zufälliges Passwort erstellt, das nirgendwo anders verwendet wird. Dies ist die absolute Grundlage jeder guten Passwortstrategie.
Vorteile:
- Schutz vor Credential Stuffing: Dies ist der stärkste Schutz. Wenn ein Passwort von einem Dienst kompromittiert wird, bleiben alle anderen Konten sicher. Da die Kriminellen keine Muster erkennen, können sie die gestohlenen Daten nicht für andere Angriffe nutzen.
- Minimiert den Schaden: Ein erfolgreicher Angriff beschränkt sich auf das eine kompromittierte Konto. Der Schaden kann schnell behoben werden, ohne dass ein Dominoeffekt eintritt.
Nachteile:
- Erinnerung: Für einen Menschen ist es unmöglich, sich Hunderte von komplexen, zufälligen Passwörtern zu merken. Dies führt zum Bedürfnis nach Hilfsmitteln.
Best Practice #2: Nutzung von Passwort-Managern
Was es ist: Ein Passwort-Manager ist eine Anwendung, die all deine Passwörter in einer verschlüsselten Datenbank speichert, die nur über ein einziges, starkes Hauptpasswort zugänglich ist.
Vorteile:
- Einfachheit: Der Manager generiert und speichert komplexe, einzigartige Passwörter für dich und füllt sie bei der Anmeldung automatisch aus. Du musst dir nur noch das eine Hauptpasswort merken.
- Eliminiert Wiederverwendung: Er macht die Wiederverwendung von Passwörtern oder die Bildung von Mustern überflüssig.
- Vielseitigkeit: Die meisten Manager sind als Browser-Erweiterungen und mobile Apps verfügbar, sodass du von überall auf deine Passwörter zugreifen kannst.
Nachteile:
- Vertrauen: Du musst dem Anbieter des Passwort-Managers vertrauen, dass seine Verschlüsselung sicher ist. -> Alternativ selbst hosten.
- Einziger Angriffsvektor: Das Hauptpasswort ist der einzige Schwachpunkt. Wenn es in die falschen Hände gerät, sind alle deine Passwörter in Gefahr.
Best Practice #3: Aktivierung der Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA)
Was es ist: 2FA erfordert zusätzlich zum Passwort einen zweiten Nachweis der Identität, z. B. einen per SMS gesendeten Code, einen Code aus einer Authentifizierungs-App (wie Google Authenticator) oder einen Hardware-Schlüssel (YubiKey).
Vorteile:
- Sicherheitsnetz: Selbst wenn dein Passwort durch einen Credential Stuffing-Angriff oder einen Phishing-Versuch gestohlen wurde, kann sich der Angreifer nicht anmelden, da ihm der zweite Faktor fehlt.
- Stoppt Bots: Die meisten Bots sind nicht in der Lage, 2FA zu umgehen.
Nachteile:
- Bequemlichkeit: Es erfordert einen zusätzlichen Schritt bei der Anmeldung, was als lästig empfunden werden kann.
- Ersatz-Code-Verwaltung: Die Backup-Codes für den Fall, dass du dein Handy verlierst, müssen sicher aufbewahrt werden.
Okay, ich hab jetzt also ein sicheres Passwort. Check! Und wie sorgen wir jetzt dafür dass Passwörter auch nicht mehr abhanden kommen?
Die Vorstellung vom Hacker, der durch zufälliges Tippen das richtige Passwort findet, ist so veraltet wie unrealistisch. In der heutigen digitalen Welt sind Cyberangriffe hochgradig professionalisiert und nutzen die Schwächen menschlichen Verhaltens und technischer Systeme aus. Hier werfen wir einen genaueren Blick auf die gängigsten Methoden, mit denen Angreifer an Passwörter gelangen, und wie du dich davor schützen kannst.
1. Social Engineering und Phishing: Die Manipulation des Vertrauens
Diese Methode zielt direkt auf den Menschen ab, nicht auf die Technologie. Beim Social Engineering geben sich Angreifer als vertrauenswürdige Person aus, etwa als IT-Mitarbeiter, Bankberater oder Kundendienst. Sie versuchen, dich dazu zu bringen, sensible Daten wie Passwörter oder Kreditkartennummern freiwillig preiszugeben.
Phishing ist eine der am häufigsten genutzten Formen des Social Engineering. Du erhältst eine täuschend echt aussehende E-Mail, Textnachricht oder private Nachricht in sozialen Medien. Diese Nachricht fordert dich auf, auf einen Link zu klicken, der zu einer gefälschten Website führt. Dort sollst du dich mit deinen echten Anmeldedaten einloggen, die dann direkt an die Angreifer übermittelt werden. Ein Trick dabei ist, dass dein Passwort-Manager die Anmeldedaten nicht automatisch einträgt, weil die URL der gefälschten Seite nicht mit der des echten Dienstes übereinstimmt. Das ist ein deutliches Warnsignal, das du nie ignorieren solltest.
- Schutzmaßnahmen: Sei immer misstrauisch gegenüber unaufgeforderten Nachrichten. Überprüfe die URL sorgfältig, bevor du dich irgendwo anmeldest. Echte Unternehmen fragen nie per E-Mail nach Passwörtern.
2. Credential Stuffing: Die Ausnutzung von Bequemlichkeit
Wie bereits besprochen, basiert diese Methode auf der menschlichen Angewohnheit, Passwörter wiederzuverwenden. Anstatt Passwörter zu erraten, nutzen Angreifer massenhaft gestohlene Anmeldedaten aus früheren Datenlecks, um sich bei anderen, unabhängigen Diensten anzumelden. Sie setzen dabei darauf, dass ein großer Teil der Nutzer dieselben Benutzernamen und Passwörter für verschiedene Konten verwendet.
Moderne Credential-Stuffing-Tools automatisieren diesen Prozess mit Bots, die versuchen, sich mit den gestohlenen Daten bei Tausenden oder Millionen von Konten anzumelden. Der geringe Prozentsatz erfolgreicher Logins reicht aus, um den Angriff für die Kriminellen profitabel zu machen.
- Schutzmaßnahmen: Verwende für jeden Dienst ein einzigartiges, komplexes Passwort. Ein Passwort-Manager ist hierbei die unverzichtbare Lösung, um den Überblick zu behalten.
3. Passwort-Cracking: Wörterbuchangriffe und Hashes
Selbst wenn ein Unternehmen Passwörter nicht im Klartext, sondern als verschlüsselten Hash speichert, sind die Daten nicht vollkommen sicher. Ein Hash ist eine kryptografische Zeichenfolge, die aus deinem Passwort generiert wird. Er kann nicht einfach in das Originalpasswort zurückverwandelt werden.
Angreifer können jedoch versuchen, gehashte Passwörter durch sogenannte Wörterbuchangriffe zu knacken. Sie verwenden eine riesige Liste gängiger Wörter, Phrasen und bekannter geleakter Passwörter, berechnen deren Hashes und vergleichen sie mit den gestohlenen Hash-Werten. Da es für beliebte Passwörter bereits fertige „Nachschlagetabellen“ mit ihren gehashten Entsprechungen gibt, ist diese Methode erschreckend effizient. Ein schwaches Passwort wie passwort123
lässt sich so innerhalb von Sekunden knacken.
- Schutzmaßnahmen: Wähle Passwörter, die keine gängigen Wörter oder Phrasen enthalten. Nutze zufällige Zeichenfolgen, die lang und komplex sind. Auch hier ist ein Passwort-Manager das beste Werkzeug, um solche Passwörter automatisch zu generieren.
4. Gewinnspiele / Umfragen / etc.
Erst diesen Sommer sind zB. über SocialMedia wieder diverse Gewinnspiele im Umlauf gewesen die beispielsweise von beliebten Biermarken einen Mini-Kühlschrank versprochen haben oder andere tolle Preise. Verbreitet wird dies häufig von Freunden wie ein Kettenbrief, gern ist dann in den Gewinnspielen die Rede davon dass man zur Teilnahme an mindestens 3 Personen den Link weiterleiten muss. Wenn nicht direkt Schadcode über den Browser kommt, führt der Teilnahmelink ansonsten auch gern zu Malware. Finger weg bitte!
Auch Umfragen sind beliebt oder auch einige der bekannteren Minispiele können sich hervorragend eignen passende Daten zu sammeln und mit diesen dann später einen Angriff zu starten. Die Frage nach Geburtsort zB. kann im Nachgang idealerweise für einen Passwort-Reset per Sicherheitsfrage genutzt werden. Mädchenname der Mutter, eigener Spitzname oder erstes Haustier ist dafür auch eine beliebte Auswahl. Ich denke ihr versteht was ich meine. 😉
Einige von euch kennen es evtl. noch aus der eigenen Verwandschaft, es macht durchaus Sinn Oma oder Opa zu erklären dass die Polizei nicht anrufen wird und „zur Sicherheit“ die Wertsachen abholt, auch nicht wenn in der Nachbarschaft bereits mehrere Einbrüche passiert sind. Genau so werden aber auch die Digital Natives versucht in die Falle zu locken. Dann kommt zB. ein Fake Abmahnschreiben wegen angeblicher Film oder Musikdownloads und im ersten Moment setzt dann möglicherweise der Verstand aus und man klickt halt doch drauf. Hier ein genereller Tipp: Unaufgeforderten eMails mit Links quasi immer misstrauen. Das ist dann schon die halbe Miete.
Fazit
Die Gefahr für deine Passwörter ist real und vielschichtig. Die Methoden der Cyberkriminellen sind ausgeklügelt und nutzen Schwachstellen in Systemen und im menschlichen Verhalten aus. Ein umfassender Schutz ist daher unerlässlich:
- Nutze einzigartige und komplexe Passwörter für alle deine Dienste.
- Verwalte sie sicher mit einem Passwort-Manager.
- Aktiviere die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA), wo immer möglich.
- Bleibe wachsam und informiere dich über neue Betrugsmaschen.
Mit diesen Maßnahmen schaffst du ein starkes Bollwerk gegen die gängigen Angriffsmethoden und machst es Kriminellen extrem schwer, an deine Daten zu gelangen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Wiederverwendung von Passwort-Elementen ist die Wurzel vieler digitaler Sicherheitsprobleme. Der einzige nachhaltige Weg zum Schutz deiner Online-Konten führt über die konsequente Anwendung von einzigartigen, starken Passwörtern für jeden Dienst, verwaltet durch einen Passwort-Manager und gesichert durch die Zwei-Faktor-Authentifizierung. Ignorierst du diese Best Practices, ist es keine Frage ob, sondern wann du Opfer eines Angriffs wirst.
TL:DR
Keine Lust dich weiter mit Passwörtern auseinander setzen zu müssen und auch keinen Bock auf Best Practice? Dann ist evtl. das System Passkey was für dich.