Habt ihr auch das Gefühl, dass das Thema Chipkrise einfach nicht verschwinden will? Gerade als sich die Lage in der Automobil- und Tech-Industrie etwas entspannte, kommt der nächste Knall. Diesmal geht’s nicht nur um Corona-Folgen, sondern um einen handfesten geopolitischen Streit, der unsere Lieferketten wieder ordentlich ins Wanken bringt!
Warum die Chips fehlen: Ein Blick hinter die Kulissen
Erinnert ihr euch an den Start der Chipkrise? Die Gründe waren vielschichtig:
- COVID-19-Schock: Als die Pandemie begann, haben Autohersteller ihre Chip-Bestellungen massiv reduziert. Gleichzeitig explodierte die Nachfrage nach PCs, Tablets und Konsolen durch Homeoffice und Homeschooling. Die Chiphersteller haben ihre Kapazitäten schnell auf die Tech-Industrie umgestellt.
- Auto-Nachholbedarf: Als die Auto-Produktion wieder hochfuhr, standen die Hersteller plötzlich hinten an.
- Spezialchips: Die Autoindustrie braucht oft ältere, robustere Halbleiter (sogenannte „Brot-und-Butter-Chips“ oder diskrete Halbleiter) für Steuergeräte, Bremsen oder Airbags. Viele Hersteller fokussieren sich aber auf modernere, lukrativere Chips.
- Unglückliche Ereignisse: Brände in Chipfabriken (wie bei Renesas in Japan) und andere Störungen verschärften die Lage.
Der Zankapfel Nexperia: Ein Stellvertreterkrieg
Der aktuelle Wirbel dreht sich um den niederländischen Chiphersteller Nexperia, der zum chinesischen Konzern Wingtech gehört. Und hier wird’s richtig politisch!
- Der Eingriff aus den Niederlanden: Die niederländische Regierung hat Ende September die Kontrolle über Nexperia übernommen. Der Grund: Sie befürchtete, dass sensible europäische Schlüsseltechnologie (und eventuell Produktionsstätten, wie die von Wingtech geplanten Wafer-Produktion nach Peking) nach China verlagert werden könnte. Hintergrund ist der immer schärfere Handelsstreit zwischen den USA und China, bei dem die USA chinesische Tech-Firmen, darunter auch Wingtech, auf Sanktionslisten setzen. Die Niederlande sahen Risiken für ihre nationale Sicherheit und Technologie.
- Der Stopp von Nexperia: Als direkte Folge des Regierungs-Eingriffs hat Nexperia die Ausfuhr von Vorprodukten an ein eigenes Werk in China gestoppt.
- Die chinesische Reaktion: Peking reagierte prompt und untersagte den Export der fertiggestellten Nexperia-Chips aus ihren chinesischen Werken nach Europa. Sie warfen den Niederlanden vor, dem Druck der USA nachzugeben und sprachen sogar von „wirtschaftlichem Banditentum“.
Nachtrag: Die Hoffnung auf Ausnahmen: Mitten in der Eskalation gab es dann aber einen kleinen Hoffnungsschimmer! Die chinesische Regierung deutete Ausnahmen vom Exportverbot an. Das Handelsministerium erklärte, dass sich Firmen mit Problemen an die Behörden wenden könnten. Auch wenn die Kriterien dafür noch unklar sind, ist das ein erstes positives Signal der Entspannung.
Ein YouTube-Video fasst die Situation im Konflikt um Nexperia und die drohenden Folgen für die deutsche Autoindustrie zusammen:
Chip-Krise: Der deutschen Autoindustrie droht ein Produktionsstopp
Was das für uns bedeutet
Das Ergebnis dieses Schlagabtauschs? Erst einmal Alarmstufe Rot in der europäischen Autoindustrie!
- Unternehmen wie Volkswagen, Bosch und ZF sind stark von Nexperia-Chips abhängig, vor allem von diesen einfachen, aber unverzichtbaren diskreten Halbleitern.
- Die Folge: Drohende Produktionsausfälle und Kurzarbeit an europäischen Standorten. Ein neuer, harter Engpass ist da.
Es zeigt sich einmal mehr: In diesem globalen Handelskrieg um Mikrochips stehen wir in Europa mittendrin. Wir müssen dringend unsere eigenen Fertigungskapazitäten aufbauen, um unabhängiger zu werden aber das ist ein teurer und langwieriger Prozess. Bis dahin heißt es: Daumen drücken, dass sich die Lage bei Nexperia schnell wieder entspannt.
Bleibt gespannt, wie’s weitergeht!